Frei sein, die Meinung zu sagen

Was heißt frei?
Frei ist, die Fähigkeit zu besitzen, deine Meinung frei zu artikulieren,
frei ist, zu rebellieren,
frei ist, eine unbequeme Meinung zu sagen.

Ahmad Mansour – Gegen den Hass
Rechthaber
Wilhelm Busch

Seine Meinung ist die rechte,
wenn er spricht, müsst ihr verstummen,
sonst erklärt er euch für Schlechte
oder nennt euch gar die Dummen.

Leider sind dergleichen Strolche
keine seltene Erscheinung.
Wer nicht taub ist, meidet solche
Ritter von der eignen Meinung!

Um eine Meinung frei zu äußern, muss man sie erst gewonnen haben. Je länger ich mich mit einem Problem beschäftige, umso schwieriger ist es, eine Meinung zu artikulieren.
Auf diesen Seiten versuche ich, mir schreibend ein Bild über komplexe Sachverhalte zu verschaffen, denn schnell gewonnene Meinungen könnten sonst später durch weitere Tatsachen verwirrt werden.

Kunst geht nach Brot

Der Prinz. Guten Morgen, Conti. Wie leben Sie? Was macht die Kunst?
Conti. Prinz, die Kunst geht nach Brot1.
Der Prinz. Das muß sie nicht; das soll sie nicht – in meinem kleinen Gebiete gewiß nicht. – Aber der Künstler muß auch arbeiten wollen.
Conti. Arbeiten? Das ist seine Lust. Nur zu viel arbeiten müssen kann ihn um den Namen Künstler bringen.

Gotthold Ephraim Lessing – Emilia Galotti


Berlin war ein Leuchtturm der künstlerischen Freiheit. Gaza hat alles verändert.
Die Heimat Grenzen überschreitender Künstler aus der ganzen Welt wurde durch Debatten darüber, was über Israel und den Krieg gesagt werden darf und was nicht, auf den Kopf gestellt.

lese ich in der Überschrift zu einem Beitrag von Jason Farago (NewYork Times vom 6. April).
Am Anfang des Artikels wird Laurie Andersons Rückzug von der Pina-Bausch-Professur an der Folkwang Universität der Künste beschrieben. Es war bekannt geworden, dass sie Unterzeichnerin des “Letter Against Apardheid2” gewesen war. Die Universität bat um eine politische Erklärung ihrer Haltung, die abzugeben sie ablehnte: For me the question isn’t whether my political opinions have shifted. The real question is this: Why is this question being asked in the first place? Based on this situation I withdraw from the project. My colleagues at the University and the Pina Bausch Foundation have discussed this with me at great length and we have jointly decided this is the best way forward.3”, so Anderson.

Ok, für Laurie Anderson war diese Professur sicherlich nicht lebenswichtig, das Bohai darum aber gut für sie. Ich denke, jede mediale Aufmerksamkeit hat – wie das Finanzamt sagen würde – einen geldwerten Vorteil. Auch für andere der Kunstszene. Doch sehr viele Menschen dort benötigen für ihre Arbeit und ihr persönliches Leben Geld, das der deutsche Staat in historisch bisher unerreicht dicker Mäzenatengeldbörse4 bereithält. 
Auch dieses Geld hat gewiss manche der Grenzen überschreitender Künstler aus der ganzen Welt nach Deutschland und Berlin gezogen, neben den im Gegensatz zu anderen Weltstädten moderaten Mieten, der nach 1990 rasant gewachsenen Off-Szene in Berlin und dem Gefühl, wo alle hingehen, da will auch ich sein.

Und nun kommt 20223 der Überfall der Hamas auf Israel dem Künstlerleben in die Quere – quel malheur d’avoir une vache et pas de beurre!!! Und, da man tatsächlich nur wenig selbst vom Krieg betroffen war, beschoss man sich mit wechselseitigen Anfeindungen: du Antisemit! und du zionistischer Kolonialist und Mörder! :

Originalton Jason Farago in der NYT:
Die Preise wurden zurückgezogen. Konferenzen abgesagt. Plays taken off the boards5. Kulturschaffende haben der Regierung vorgeschlagen, die Finanzierung daran zu knüpfen, was Künstler und Institutionen über den Konflikt sagen, und in den Medien – sowohl traditionellen als auch sozialen – wimmelt es von öffentlichen Verunglimpfungen dieses Schriftstellers, jenes Künstlers, dieses DJs, dieser Tänzerin. Die Ausladungen führten zu Gegenboykotten. Und ein Klima von Angst und Vorwürfen vergiftet das Künstlerleben in Berlin.
Fargo nennt das eine sehr deutsche Geschichte:
Die Schuld für den Holocaust verpflichte die Kulturinstitutionen noch immer zum Schuldbekenntnis und zur Sühne und führe zur Unterstützung Deutschlands für Israel und zu strengen Grenzen der Kritik an dem Land. Künstler auf der ganzen Welt – von der Oscarverleihung bis zur Whitney Biennale – würden sich lautstark über den Krieg äußern. Doch in Deutschland hätten solche Aussagen einen hohen Preis: abgesagte Aufführungen, verlorene Finanzierung und Vorwürfe des Antisemitismus in einer Gesellschaft, in der keine Anklage schwerwiegender sei. Es gäbe ein Gefühl der Angst.
Ich frage mich, warum Angst? Wovor Angst? Angst muss man in Israel vor der Hamas haben und im Gaza-Streifen, von Bomben getötet oder mehr oder weniger versehentlich als feindlicher Kombattant erschossen zu werden. Aber in Berlin? Weil man eine Meinung äußert ? Ok, die Finanzierung eines eigenen Projektes ist natürlich auch etwas. Es kann schon sein, dass man nach einem “From the River to the Sea Palestine Will be Free” – Posting sein Projekt erklären muss oder dass man in einer großen deutschen Zeitung kritisiert wird. Doch zur Beruhigung der Gemüter: Demonstrationen unter diesem Slogan kann man in Deutschland richterlich bestätigt abhalten6. Man darf wirklich noch seine Meinung in Deutschland äußern, auch wenn
der chinesische Künstler Ai Weiwei meint: „Immer wenn ich von deutschen Regierungsbeamten höre, die die Meinungsfreiheit von Künstlern einschränken, erfüllt mich das mit Verzweiflung.“ Welche Regierungsbeamte meint er? Er denkt vielleicht, wenn andere ihre Meinung mit gleicher Vehemenz vortragen wie er selbst, sei seine Meinungsfreiheit eingeschränkt?

Jason Farago erkennt sehr wohl den wachsenden Antisemitismus auch in der Kulturszene Deutschlands und beklagt die Reduzierung der Kulturausgaben im jetzigen Bundesetat:
Und das alles, während in Deutschland unbestreitbar antisemitische Rhetorik und sogar Gewalt zugenommen haben. Im Oktober warfen maskierte Angreifer Molotowcocktails auf eine Synagoge (sie verfehlten ihr Ziel; niemand wurde verletzt). Auf Regierungsgebäude und Wohnhäuser wurden antijüdische Beleidigungen und Davidsterne gemalt.
Als pro-palästinensische Aktivisten in den Hamburger Bahnhof kamen, eine der führenden Institutionen für zeitgenössische Kunst in Berlin, und den Direktor eines der jüdischen Museen des Landes mit Slogans wie „Zionismus ist ein Verbrechen“ beschimpften, bekräftigten sie die Überzeugung vieler, dass hier antiisraelische Rhetorik nur einen Schritt vom Antisemitismus entfernt ist7.

Der Autor mahnt Kulturpolitker zum Ende des Textes:
Sicherlich sollte diese Stadt inzwischen gelernt haben, dass es selten gut endet, wenn man die Kultur auf politische Ziele ausrichtet
Friedrich Schiller, meint er, sagte uns, wie Kultur und Regierung einander beeinflussen, denn er sah, dass die Künste kein aristokratischer Luxus und keine Dekoration wären, sondern der eigentliche Motor der menschlichen Freiheit. Schiller lehrte seine deutschen Landsleute 17958 :
Von allem, was positiv ist und was menschliche Conventionen einführten, ist die Kunst wie die Wissenschaft losgesprochen, und beide erfreuen sich einer absoluten Immunität von der Willkür der Menschen. Der politische Gesetzgeber kann ihr Gebiet sperren, aber darin herrschen kann er nicht. Er kann den Wahrheitsfreund ächten, aber die Wahrheit besteht; er kann den Künstler erniedrigen, aber die Kunst kann er nicht verfälschen. Zwar ist nichts gewöhnlicher, als daß beide, Wissenschaft und Kunst, dem Geist des Zeitalters huldigen, und der hervorbringende Geschmack von dem beurtheilenden das Gesetz empfängt. Wo der Charakter straff wird und sich verhärtet, da sehen wir die Wissenschaft streng ihre Grenzen bewachen und die Kunst in den schweren Fesseln der Regel gehen; wo der Charakter erschlafft und sich auflöst, da wird die Wissenschaft zu gefallen und die Kunst zu vergnügen streben. Ganze Jahrhunderte lang zeigen sich die Philosophen wie die Künstler geschäftig, Wahrheit und Schönheit in die Tiefen gemeiner Menschheit hinabzutauchen; jene gehen darin unter, aber mit eigener unzerstörbarer Lebenskraft ringen sich diese siegend empor.9

Ich denke, hier überteibt der Klassiker in seinem Wunsch nach Erhabenem. Es ist wohl ehr so, wie der Autor der NYT Tobias Haberkorn10 zitiert: „Menschen in Kultureinrichtungen sind risikoscheu. Wenn sie sich also entscheiden müssen: ‚Werde ich diesen oder jenen Künstler mit nahöstlichem Hintergrund einladen oder nicht?‘ Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sie nicht einladen. Nur um möglichen Ärger zu vermeiden.“ Und ich ergänze mit den Worten Lesings:

Die Kunst geht nach Brot.

  1. Büchmann: Citatenschatz des deutschen Volkes ↩︎
  2.  „Letter against Apartheid
    Zwischen dem 10. und 21. Mai feuerte Hamas 4.350 Raketen in israelische Städte hinein, 434 pro Tag, 13 Israelis wurden ermordet. Israel reagiert mit militärischen Mitteln, zerstört Abschussrampen in ziviler Infrastruktur. 248 Palästinenser wurden dabei getötet, kollateral oder auch Kämpfer der Hamas? Man kann es nicht wissen. Am 26. Mai erschien auf diversen Websites im BDS-Umfeld ein Letter Against Apartheid, den rund 250 palästinensische Künstler erstunterzeichneten. „Wir“, heißt es darin  „sind ein Volk, das durch die Architektur des israelischen Staates gewaltsam getrennt wird.“ … „Seit An-Nakba, dem Beginn der israelischen Siedlerkolonialherrschaft im Jahr 1948“  –  also seit Gründung des Staates Israel gemäß Beschluss der UN-Vollversammlung  –  „wurden unsere Gemeinschaften (…) gewaltsam zersplittert und ausgelöscht.“ Längst sei klar, „dass es keine Trennung zwischen dem israelischen Staat und seiner militärischen Besatzung gibt“: Die Existenz Israels und die „Besatzung“ bildeten zusammen ein „einziges Apartheidsystem“ und darum ein „Verbrechen gegen die Menschheit“. (Ruhrbarone) ↩︎
  3. Für mich stellt sich nicht die Frage, ob sich meine politischen Ansichten geändert haben. Die eigentliche Frage ist die folgende: Warum wird diese Frage überhaupt gestellt? Aufgrund dieser Situation ziehe ich mich von dem Projekt zurück. Meine Kollegen an der Universität und die Pina Bausch Stiftung haben dies ausführlich mit mir besprochen und wir haben gemeinsam entschieden, dass dies der beste Weg ist. ↩︎
  4. Die Ausgaben für Kultur von Bund, Ländern und Gemeinden erhöhten sich zwischen 2005 und 2020 für Kultur von ca 8 Mrd auf 14,6 Mrd €, um ungefähr 82 %, während die Preise gleichem Zeitraum um ungefähr 24 % zunahmen. Allerdings waren das im Jahr 2020 nur ca. 1,9 % des Gesamthaushalts von Bund, Ländern und Gemeinden. Ob das viel oder wenig ist, um die Kulturaufgaben eines reichen Landes wahrzunehmen, muss jeder selbst beantworten. ↩︎
  5. “Plays taken off the boards” ist eine englische Redewendung, die oft im Zusammenhang mit Theater oder Sport verwendet wird. Im Theater bezieht sich “taken off the boards” auf die Entscheidung, ein Stück von der Bühne zu nehmen, es also nicht mehr aufzuführen. Im Sport kann es sich darauf beziehen, dass ein Spiel aus dem Spielplan genommen wird, möglicherweise aufgrund von Änderungen im Zeitplan, Verletzungen oder anderen Gründen (ChatGPT) ↩︎
  6. Im August 2023 hat das Verwaltungsgericht Berlin entschieden, dass die Parole “From the river to the sea” per se und für sich genommen noch nicht strafbar ist. In dem Urteil heißt es:
    „Zwar drückt der Slogan den Wunsch nach einem freien Palästina vom (Jordan)Fluss bis zum Mittelmeer aus, das heißt in einem Gebiet, in dem Israel in seinen heutigen Grenzen liegt. Der Slogan sagt aber als solches nichts darüber aus, wie dieses – politisch hoch umstrittene – Ziel erreicht werden soll. Grundsätzlich sind politisch verschiedene Mittel und Wege denkbar, dieses abstrakte Ziel zu erreichen, beispielsweise durch völkerrechtliche Verträge, eine Zwei-Staaten-Lösung, einen einheitlichen Staat mit gleichen Bürgerrechten für Israelis und Palästinenser oder aber mittels des bewaffneten Kampfes. Ob die aufgezeigten alternativen Wege politisch realistisch sind, ist dabei unerheblich. Einen zwingenden Aufruf zum bewaffneten Kampf gegen Israel beinhaltet der Slogan als solcher jedenfalls nicht . Dementsprechend plädieren auch namhafte Antisemitismusforscher dafür, den Slogan in erster Linie als Ruf nach Freiheit und Gleichberechtigung für das Gebiet zwischen dem Jordanfluss und dem Mittelmeer zu verstehen und – wenn nicht zwingende zusätzliche Beweise das Gegenteil nahelegen – eben nicht als Aufruf zu Gewalt und Zerstörung.“  ↩︎
  7. Lohnend zu lesen ist der Beitrag von Mirjam Wenzel,Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt: Antisemitismus in deutschen Kultureinrichtungen ↩︎
  8. ich schreibe das Zitat in größerer Länge ↩︎
  9. Das Verhältnis von Kunstfreiheit und Politikeingriff durch Antisemitismusklauseln in der Kultur hat der Rechtswissenschaftler Christoph Möllers in einem Gutachten dargelegt. ↩︎
  10. Herausgeber der Berliner Rezension ↩︎

Staatsraison?

Die gesicherte Existenz Israels liegt im nationalen Interesse Deutschlands, ist somit Teil unserer Staatsräson.

Rudolf Dreßler – Botschafter in Israel 2000 – 2005

Auf Israels Seite zu stehen und sein Existenzrecht zu verteidigen, kann nicht bedeuten, alles, was eine israelische Regierung tut, bedingungslos zu unterstützen, vor allem nicht, wenn sie wie das jetzige Kriegskabinett handelt. Die Zeitung Ha’aretz beschrieb am Tag nach dem Überfall am 7. Oktober Netanyahus Regierung so:
Bewaffnete Milizen im Westjordanland mit Unterstützung der Regierung; die Rechtsstaatlichkeit wird immer schwächer; faschistische Elemente innerhalb der Regierung; ein nationaler Sicherheitsminister, der ein Versager ist; Knesset-Abgeordnete, die Mörder verherrlichen; eine Ansammlung ahnungsloser Likud-Minister, die über keine einschlägige Berufserfahrung verfügen.

Einen Krieg gegen eine kriminelle Organisation wie die Hamas zu führen, ist unter Achtung des Völkerrechts schwer. Zivilisten, Krankenhäuser, Schulen und soziale Einrichtungen werden von ihr als Schutzschilder benutzt. Dennoch ist Israel für das Schicksal der Zivilbevölkerung, für deren Gesundheit und Ernährung in ihren Einsatz- und Besatzungsgebieten verantwortlich! Diese Verantwortung wird nur ungenügend wahrgenommen. Dennoch bin ich nach dem halben Jahr Krieg in Gaza und dem Leid der Bevölkerung in Gaza überzeugt:
Der Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 war ein Angriff auf die Fundamente der Existenz dieses Staates durch die Terrororganisation Hamas. Ohne dieses Verbrechen wäre in Gaza niemand durch Israels Waffen gestorben oder verletzt worden.

So hatte ich von Beginn des Krieges an Verständnis für Israels militärische Antwort, Verständnis dafür, Hamas und ihre militärischen Fähigkeiten zerstören zu wollen, Terrorangriffe aus dem Gazastreifen heraus künftig unmöglich zu machen und die Bewohner Israels dauerhaft vor Angriffen zu schützen.
Fraglich war für mich von Beginn an, ob die Geiselbefreiung mit militärischer Gewalt möglich sein würde oder ob diese es vielmehr unmöglich machen würde, die Geiseln lebend zurückzuholen

Am 10. Oktober 2023 begann die Militäroperation „Eiserne Schwerter“  mit massiven Angriffen der israelischen Luftwaffe auf militärisch genutzte Objekte und Gebiete im Gazastreifen, am 27. Oktober 2023 dann die Bodenoffensive.
Die Bombardierung kostete tausenden Menschen in Gaza das Leben. Auch nach einem halben Jahr Krieg in Gaza wächst die Zahl der Getöteten, Kranke und Verwundete werden nicht versorgt, Nahrung und Wasser fehlen, da nicht genügend davon durch Israel ins Land gelassen wird. Übergroßes Leid ist über Gazas Zivilbevölkerung hereingebrochen. Diskussionen in der Weltöffentlichkeit über tatsächliche oder angebliche Menschenrechtsverletzungen und Verletzungen des Völkerrechts durch Israel gab es bereits kurz nach Beginn des Krieges. Diskutiert wurde und wird darüber, wie viele Zivilisten für einen Kombattanten getötet werden dürfen, ohne das Völkerrecht zu verletzen1,2. Das israelische Militär behauptet, alle Möglichkeiten des Schutzes von Zivilisten vor Schäden in Gaza zu ergreifen, spricht gar vom Goldstandard. Ein amerikanischer Militäranalyst verneint das explizit:
Es scheint, dass sich Israels Risikotoleranz gegenüber zivilen Schäden im Vergleich zu den erwarteten operativen Vorteilen erheblich von der Vergangenheit unterscheidet. US-Beamte, die sich mit israelischen Amtskollegen trafen, um den IDF-Prozess zur Berechnung der Zahl der Zivilisten, die als akzeptabler Kollateralschaden gelten, zu besprechen, sagten , dass die Messlatte Israels weitaus höher liegt als die der Vereinigten StaatenDer Ansatz der IDF für Vorsichtsmaßnahmen bleibt weit hinter dem Goldstandard für die Schadensminderung für die Zivilbevölkerung zurück. 3.

Humanitäre Hilfe von Außen bleibt mehr und mehr aus, auch wenn es eine zusätzliche Versorgung aus der Luft gibt. Israels Kriegskabinett hat jüngst entschieden, den Hafen von Aschdod sowie den Grenzübergang Erez vorübergehend für Hilfslieferungen zu öffnen.
Sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen wurden bei einem israelischen Drohnenangriff in der vorigen Woche getötet. Netanyahu sagte dazu: “Leider ist es gestern zu einem tragischen Zwischenfall gekommen… Das passiert im Krieg …”. Das hört sich an wie Shit happens, denke ich4, Empathie und Schuldgefühl ist nicht zu erkennen5.

Ein „totaler Sieg“, den Premierminister Benjamin Netanyahu verspricht, wird nicht gelingen, wenn auch sehr viele Hamas-Kämpfer getötet wurden6. Doch es wachsen jeden Tag neue Feinde Israels heran, die zum Kämpfen und Sterben bereit sein werden, fürchte ich.

Wohin soll dieser Krieg für Israelis und Palästinenser führen? Ha’aretz hatte schon am 24.10.2023 an das Kriegskabinett die entscheidenden Fragen gestellt:
Eine Eskalation mag unvermeidlich sein, aber was ist Israels Endziel? Gibt es ein kohärentes, realisierbares politisches Ziel? Die Hamas so weit wie möglich zu zerschlagen und zu eliminieren, ist ein legitimes und berechtigtes Ziel, aber steht es im Einklang mit einem umfassenderen Ziel? Leiten sich militärische Ziele aus einer klaren politischen Vision vom „Tag danach“ ab? Eine Antwort darauf gibt es bis heute nicht.

Und was ist mit den Geiseln in der Hand der Hamas?
Einige israelische Geiseln kamen frei – nicht durch militärische Aktionen, sondern durch Verhandlungen. Geiseln, die die IDF hätte befreien können, wurden durch eigene Militärs versehentlich getötet und in einer Aktion mit mehr als 100 Zivilisten als Kollateralschaden wurden zwei Geiseln militärisch befreit. Mehrere Geiseln sind in der Geiselhaft gestorben, wie es den Lebenden heute geht, weiß die Welt nicht. Viele der Geiseln werden wohl in der Hand der Hamas sterben.

Und die Ziele der Hamas?
Ich glaubte schon am 8. Oktober, dass Hamas diese Eskalation ohne Rücksicht auf die eigenen Bürger in Gaza wollte. Je mehr Schaden und Leid in Gaza, desto größer würde die Wut und Empörung in den arabischen Ländern und in der Welt werden und alle Palästinenser würden sich dem Kampf anschließen. Der Hamas-Führer Chalil al-Haja sagte das auch offen in einem Interview mit der New York Times:
Aber nach der blutigen Berechnung der Hamas-Führer ist das Blutbad nicht das bedauerliche Ergebnis einer großen Fehleinschätzung. Ganz im Gegenteil sagen sie: Es ist der notwendige Preis für eine große Errungenschaft – die Zerstörung des Status quo und die Eröffnung eines neuen, volatileren Kapitels in ihrem Kampf gegen Israel.
Es sei notwendig, „die gesamte Gleichung zu ändern und nicht nur einen Konflikt auszulösen“, sagte Chalil al-Haja. „ Es ist uns gelungen, die Palästinenserfrage wieder auf den Tisch zu bringen, und jetzt gibt es in der Region keine Ruhe mehr “.
Führer der Hamas lobten das Massaker und hofften, dass es einen anhaltenden Konflikt auslösen würde, der jeden Anschein einer Koexistenz zwischen Israel, Gaza und den umliegenden Ländern endgültig beenden würde. „Ich hoffe, dass der Kriegszustand mit Israel an allen Grenzen dauerhaft wird und dass die arabische Welt an unserer Seite steht“, sagte Taher El-Nounou, ein Medienberater der Hamas.

Der israelische Journalist Shlomi Eldar berichtete jüngst von der Begegnung in Kairo mit einem alten Bekannten:
Abu Zaydeh aus Gaza hat eine für uns ungewöhnlich bewegte Geschichte, die für einen Palästinenser in Gaza vielleicht so ungewöhnlich nicht ist7 . In dem Gespräch fragt Eldar Abu Zaydeh, ob er sich vor dem 7. Oktober hätte vorstellen können, dass Hamas eine solche Aktion durchführen könne und würde. “Es war für uns schwer zu begreifen, dass sie glaubten, dass sie Israel mit 3.000, 5.000 oder sogar 10.000 bewaffneten Kämpfern erobern würden. Aber wenn man glaubt, dass Gott einen schickt, um seinen Befehl auszuführen, gibt es niemanden, mit dem man streiten konnte. Die Zeichen waren die ganze Zeit da draußen .“, sagte er und berichtet weiter:
Die Hamas-Führung unter Yahiya Sinwar hatte in den letzten Jahren davon gesprochen, das „letzte Versprechen“ (alwaed al’akhir) umzusetzen: die erzwungene Konvertierung aller Ungläubigen zum Islam oder deren Tötung. Außerhalb des harten Kerns der Hamas-Führung galt die Rede von einem apokalyptischen Showdown in Gaza nur als Wunschtraum, als unsinniges Geschwätz von Sinwar und seiner Gruppe. Dabei hätte jeder, der den Hamas-Fernsehsender sah, Sinwars Reden hörte, verstehen können, dass in Gaza ein Prozess im Gang war, um die Menschen auf eine groß angelegte Militäroperation vorzubereiten.
Ein anderer Palästinenser aus Gaza berichtete dem Journalisten:
Als die Hamas-Führung anfing, über das „letzte Versprechen“ zu sprechen, hielt auch er es nicht für ernst. Doch 2021 wurde ihm klar, dass dies keine abwegige Idee von Spinnern war, sondern dass die gesamte Führung der Sinwar-Gruppe an den Plan glaubte, eine von Gott verordnete Mission zu erfüllen. Für sie war klar, dass sie mit Allahs Hilfe Israel stürzen würden. Er berichtete von ausgearbeiteten Plänen, das gesamte Land neu zu ordnen, eine vollständige Liste der Ausschussvorsitzenden für die neu zu bildenden Kantone war vorbereitet. Im September 2021 fand in einem Hotel in Gaza die „The Promise of the Hereafter Conference“ statt, bei der die künftige Verwaltung des Staates Palästina nach seiner „Befreiung“ von Israel besprochen wurde. Sinwar erklärte der Konferenz in einer schriftlichen Rede, die vollständige Eroberung des „Staates der Zionisten“ stünde kurz bevor, der Sieg und die Befreiung Palästinas vom Meer bis zum Fluss sei nahe.
Teilnehmer der Konferenz begannen, eine Liste aller Immobilien in Israel zu erstellen, Verantwortliche für die Verteilung von Vermögenswerten zu ernennen. Ein Register aller israelischen Wohnungen und Institutionen, Bildungseinrichtungen und Schulen, Tankstellen, Kraftwerke und Abwassersysteme war bereits vorhanden. Unter dem Punkt 15 heißt es:
(15) Im Umgang mit den jüdischen Siedlern auf palästinensischem Land muss eine Unterscheidung getroffen werden: ein Kämpfer, der getötet werden muss; ein [Jude], der flieht und in Ruhe gelassen werden kann oder für seine Verbrechen gerichtlich belangt werden kann; und ein friedliches Individuum, das sich selbst aufgibt und integriert werden kann oder dem Zeit gelassen wird zu gehen. Dies ist eine Frage, die eine gründliche Überlegung und die Entfaltung des Humanismus erfordert, der den Islam seit jeher charakterisiert hat.
Ich habe das für eine Verschwörungserzählung gehalten, bis ich das Dokument selbst gelesen hatte.

Der Überfall der Hamas am 7. Oktober sollte der Tag des Beginns der Befreiung Palästinas vom Meer bis zum Fluss sein. Wer meint, der Slogan From the sea to the river sei nicht antisemitisch und glaubt, die Hamas als Befreiungsorganisation feiern zu müssen, sollte dieses Dokument lesen!


Fußnoten:

  1. New York Times 08.November 2023  ↩︎
  2. Markus Lanz vom 3. April 2024  ↩︎
  3. Larry Lewis: Israeli Civilian Harm Mitigation in Gaza: Gold Standard or Fool’s Gold?  ↩︎
  4. Ich lese heute in Haaretz einen Bericht von Shlomi Eldar:  ein Beispiel für das Nachlassen der Einhaltung humanitärer Regeln im Krieg bei der IDF:
    Tatsächlich achtete Israel im Gegensatz zu dem, was heute in Gaza geschieht, viele Jahre lang darauf, Massenangriffe auf Zivilisten zu vermeiden. Wenn Zivilisten verletzt wurden, erklärte Israel dies schnell, drückte Reue aus und lernte aus dem Vorfall. Die israelischen Medien äußerten sich kritisch und stellten Fragen.
    Das beste Beispiel ist die Reaktion auf die Entscheidung, Salah Shehadeh, den Chef des militärischen Flügels der Hamas, auf dem Höhepunkt der zweiten Intifada im Juli 2002 zu ermorden. Die Rakete, die sein Haus traf, tötete auch weitere 14 Zivilisten. Der Vorfall löste in Israel öffentliches Aufsehen aus, und 27 Piloten der israelischen Luftwaffe schickten bekanntlich einen Brief, um gegen die Aktion zu protestieren.
    Der damalige Kommandeur der IAF, Generalmajor Dan Halutz, der das Attentat verteidigte, wurde in einem Interview in Haaretz zu dem Vorfall befragt und antwortete, dass ein Pilot in einer solchen Situation „ein leichtes Zittern im Flügel verspüre.” Der Ausdruck wird als Synonym für den Verlust von Mitgefühl benutzt. ↩︎
  5. Der Angriff auf den Hilfskonvoi in dieser Woche war nicht nur das Ergebnis mangelnder Disziplin. Es besteht Unempfindlichkeit gegenüber der Tötung palästinensischer Zivilisten. Dies verschlimmert sich mit der Dauer des Krieges und es fällt dem Generalstab schwer, die Streitkräfte vor Ort zu kontrollieren. ↩︎
  6. Nach IDF Schätzungen sind bis heute zwischen 9.000 und 12.000 Kämpfer getötet worden. Hamas gab Mitte Februar 6.000 an. Die tatsächliche Zahl dürfte irgendwo in der Mitte liegen. ↩︎
  7. Abu Zaydeh war einer der ersten Palästinenser, die nach der Unterzeichnung der Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung 1993 aus der israelischen Haft (wegen Mitgliedschaft in der Fatah) entlassen wurden. Unter Israelis wurde er so etwas wie ein palästinensischer Medienstar, der im lokalen Fernsehen in fließendem Hebräisch die palästinensische Sicht auf den Vertrag von Oslo analysierte.  Er studierte israelische Geschichte am Sapir College in Sderot, promovierte in England und wurde 2005 zum Minister für Gefangenenangelegenheiten der Palästinensischen Autonomiebehörde ernannt. Im Jahr 2006 wurde er von den Iz al-Din al-Qassam-Brigaden aus seinem Haus entführt und anschließend vom palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas verfolgt, weil er als loyal gegenüber Abbas’ Rivalen Mohammed Dahlan galt. Abbas entzog ihm sein Gehalt und beschlagnahmte seine Rente und sein Haus in Ramallah. Im Jahr 2019 musste Abu Zaydeh in den Gazastreifen zurückkehren, aus dem er nach dem Putsch der Hamas geflohen war. Er lebte im Flüchtlingslager Jabalya, das von Yahya Sinwars Bande – wie er sie nennt – regiert wurde.
    Er arbeitete für Sinwar im Zusammenhang mit der Verteilung von Geldern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten an die Bewohner von Gaza und für Projekte mit Studienstipendien an junge Menschen.  ↩︎

Friedensfreunde ?

Ich bin sicher, den allermeisten der Unterzeichner des “Manifests für Frieden” vom Februar 2023, initiiert von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer, ist es ernst mit ihrem Wunsch nach einem Ende des Sterbens und Leidens in der Ukraine. Sie glauben, ein Stopp der Waffenlieferungen führe zumindest zu einem Waffenstillstand und weitere Verhandlungen zum Frieden.


Nicht sicher bin ich mir allerdings, ob Frau Wagenknecht das auch wirklich glaubt. Das zu wissen wäre auch nicht wichtig, wäre sie nicht das Sprachrohr und die Ideengeberin für die verunsicherten, verängstigten und sich nach Frieden sehnenden Menschen, die ihr folgen.

In der TAZ vom 16. März 2024 wurde sie gefragt:
Wie können Sie ausschließen, dass Putin diese Zeit (… wenn der Westen keine Waffen mehr liefert) nicht zur Aufrüstung nutzt, um die Ukraine endgültig zu unterwerfen?

Ihre Antwort:
Die Frage ist: Was will Russland? Viel spricht dafür, dass Russland mit diesem Krieg vor allem einen absehbaren Nato-Beitritt der Ukraine, inklusive amerikanischer Militärstützpunkte und Raketenbasen, verhindern wollte. Die Russen wären bei den Verhandlungen in Istanbul im März 2022 dazu bereit gewesen, sich auf die Linien des 24. Februar 2022 zurückzuziehen. Das hat auch der ukrainische Vertreter bestätigt. Das könnte der anzustrebende Kompromiss sein: Neutralität gegen ein Ende dieses Krieges.

Sahra Wagenknecht wiederholt bis jetzt regelmäßig: Gleich nach Kriegsbeginn im März 2022 sei man kurz davor gewesen, einen Waffenstillstand zu erreichen. Die Kompromissbereitschaft beider Seiten war damals sehr hoch, doch London und Washington blockierten alles.

Um das zu belegen, beruft sie sich auf eine Aussage des damaligen israelischen Premier Naftali Bennett, der in einem Interview gesagt hatte, für einen Waffenstillstand eine 50-prozentige Chance gesehen zu haben. (Ob fifty-fifty eine große Wahrscheinlichkeit ist, möge jeder für sich entscheiden) .

Auch wenn sie den Angriff Russlands verbal immer wieder kritisiert, hält sie daran fest, die eigentlichen Verursacher des Krieges seien in Washington, London, Paris und Berlin zu suchen: „Aber historische Wahrheit ist auch: Die Nato hat sich nach Osten ausgedehnt, nicht Russland gen Westen. Viele westliche Experten – auch der CIA-Direktor William Burns – haben darauf hingewiesen, dass eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine für Russland eine knallrote Linie war.
Auf die Frage: „Putin sagt selbst, dass Russlands Interessen nicht in der Ukraine enden. Warum nehmen Sie ihn nicht beim Wort?“ antwortet sie, sie habe dem Interview mit Tucker Carlson entnommen, für Putin sei die Ausdehnung der amerikanischen Einflusszone das zentrale Problem. Putins Reden zu den Kriegsgründen scheint sie bis zum Tag des Interviews am 16. März nicht zur Kenntnis genommen zu haben.

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Wall Street Journal über den Inhalt des Entwurfs des sogenannten Friedensplans, den Putin in den Verhandlungen 2022 durchsetzen wollte, bereits berichtet (am 2. März schrieb t-online darüber, in den folgenden Tagen auch andere deutsche Zeitungen). Ich denke, auch Sahra Wagenkechnt kannte zu dem Zeitpunkt den Inhalt Putins Friedensplans vom März 2022. Spätestens jetzt musste klar sein: Dieser Friedensvertrag war keine Grundlage für einen nachhaltigen Frieden mit Russland. Richtig ist: Ukrainische Vertreter sprachen mit Russland, weil sie zu dem Zeitpunkt mit dem Rücken zur Wand standen. Als die Ukraine militärisch jedoch vorankam und beim Vorrücken in die von Russland besetzen Vororte von Kyiv Butscha und Irpin die Massaker sichtbar geworden waren, brachen ihre Vertreter die Gespräche ab. Sie konnten einen Vertrag unmöglich unterschreiben, der vorsah, die Armee auf ein Drittel zu reduzieren, vertraglich zuzusichern, nie der Nato beizutreten, sich „Schutzmächten“ wie China und Russland (neben USA, GB und Frankreich) auszuliefern. Mit dem Vertragsstaat Russland hatte man schon nach dem Einmarsch Russlands und der Krimannektierung 2014 Erfahrungen machen können. Das Budapester Memorandum 1von 1994 war dabei zu wertlosem Papier geworden.
Eine Unterschrift unter Putins Vertrag von 2022 hätte für die Ukraine bedeutet, ohne eine funktionale Armee und mangels Unterstützung des Staatenbundes sich künftigen russischen Angriffen schutzlos auszuliefern. Nach Sahra Wagenknechts Meinung wäre das also der Weg zum Frieden in der Ukraine gewesen.

Ich fürchte, ihr ist das Schicksal der Ukrainerinnen und Ukrainer herzlich gleichgültig, ihr ist es wichtig, die NATO, Amerika, den Westen und besonders die Regierenden in Deutschland für den Krieg und seine Fortsetzung verantwortlich zu machen. In der Talkshow von Markus Lanz am 21.Februar 2023 stellte
Kevin Künert fest:
Sie (zu Sarah Wagenknecht) blenden den entscheidenden Faktor (bei der vorher besprochenen Suche nach Verhandlungslösungen) aus, und das ehrlicherweise auch aus Gründen. Das entscheidende Puzzleteil nehmen Sie aus dem Spiel raus, was Sie eigentlich für eine Lösung brauchen.:
Und das ist die Ukraine selbst.
Sie sprechen höchstens pflichtschuldig, auch in diesem Manifest über die Ukraine.
Sie machen, so nehme ich das wahr, die Ukraine von einem Subjekt, von einem handelnden Subjekt, zu einem Objekt, zu einem Spielstein, der in der internationalen Politik hin- und hergeschoben wird.

Sie reden über mögliche Lösungen und Vereinbarungen, die irgendwo wer aufgeschrieben hat, ohne einmal zu hinterfragen, ob eigentlich die Ukraine damit einverstanden gewesen wäre.

Sie antwortet darauf nicht, sondern sagt:
“Ich finde, dass der Westen auch eine Verantwortung hat. Wir munitionieren diesen Krieg. Selenskyj hat aktuell die Position (keine Verhandlungen mehr mit Russland), wie gesagt, im Frühjahr hatte er eine andere. Da haben sich andere über seinen Kopf hinweggesetzt.”

Die Schuldigen am Krieg sind im Westen zu finden, Russland konnte und kann nicht anders, als sich zu wehren. Das ist die Grundmelodie. Vor deutschen Publikum wird sie etwas abgemildert vorgetragen, wenn dieses jedoch nicht zuhört, dann kann Klartext geredet werden, so z.B. vor chinesischen Genossen, wie im Interview am 21. Februar 2024, das Sevim Dagdelen (Bündnis Sahra Wagenknecht) der chinesischen Global Times gab. Darin wird Russland zum Jahrestag des Überfalls auf die Ukraine mit keinem Wort als Aggressor erwähnt, dafür aber der Westen als Kriegstreiber ausführlich beschrieben. Ein paar Zitate:

Die US-Regierung zeigt offensichtlich weiterhin kein Interesse an einem Waffenstillstand oder einer diplomatischen Lösung. Die Torpedierung des Istanbuler Friedensabkommens vom Frühjahr 2022 durch den damaligen britischen Premierminister Boris Johnson im Auftrag der USA macht sich weiterhin bemerkbar

Wir erleben derzeit eine regelrechte Kriegshysterie in der politischen Klasse in Deutschland und Europa, die immer wieder von einem Krieg gegen Russland spricht und eine Aufrüstung fordert, was die Situation zu einer äußerst gefährlichen Situation macht. Darüber hinaus werden mit der faschistischen Politik der Vertreibung der Russen aus den baltischen Staaten neue Provokationen inszeniert. Dadurch entsteht eine hochbrisante Situation. Solche Kriegstreiberei geht einher mit Hybris und der Wiederbelebung deutscher Vorstellungen von der Schutzmacht Osteuropas, wie sie am Ende des Ersten Weltkriegs zu beobachten waren...

 Neben der Ukraine ist Europa damit (mit den Ausgaben für die militärische Unterstützung der Ukraine) zum Verlierer des Krieges geworden. Dennoch haben die politischen Eliten Europas bisher keine Anzeichen einer Kursänderung gezeigt. Im Gegenteil: Sie suchen ihre eigene Rettung, indem sie ihre Vasallenbeziehung zu den USA noch weiter vertiefen und versuchen, die Hauptlast des Stellvertreterkriegs gegen Russland zu tragen...

Die NATO ist ein Kriegsbündnis mit globalen Ambitionen. So wie es seit 1994 bis an die Grenzen Russlands vordringt, versucht es nun auch in Asien zu expandieren, durch bilaterale Aggressionspakte gegen China gemeinsam mit Südkorea, Japan, den Philippinen und Australien sowie durch die Stärkung des Militärs Zusammenarbeit mit den Ländern der Region. Damit entwickelt sich die NATO zu einer großen Bedrohung für den Weltfrieden im 21. Jahrhundert.


Fußnoten

  1. Abkommen zwischen Russland, den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich, das Sicherheitszusagen für die Ukraine im Zusammenhang mit ihrem Verzicht auf Atomwaffen machte. Die Unterzeichner verpflichteten sich, die Souveränität und territoriale Unversehrtheit der Ukraine zu respektieren, keine Gewalt oder Androhung von Gewalt gegen die Ukraine oder ihre territoriale Integrität anzuwenden, sich bei internationalen Organisationen gegen Bedrohungen oder Angriffe auf die Unabhängigkeit und territoriale Integrität der Ukraine einzusetzen. Russland brach diesen Vertrag bereits 2014 und dann 2022. ↩︎

Der Krieg in der Ukraine – und kein Ende?

Immer noch sterben Menschen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Ukrainerinnen und Ukrainer werden aus der Luft beschossen und an der Front wird um jeden Meter gekämpft. Die Rufe nach Waffenstillstand und Verhandlungen reißen nicht ab. Zentrale Themen der Ostermärsche waren die Forderungen nach Waffenruhe, diplomatischen Lösungen und einem Ende der Waffenlieferungen. Tage vor Ostern hatte der SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich vom “Einfrieren” des Krieges gesprochen, Papst Franziskus legte der Ukraine jüngst in einem Interview nahe, Mut zur “weißen Fahne” zu zeigen. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer forderte die Europäer auf, darauf hinwirken, noch vor der Präsidentschaftswahl in den USA Gespräche über einen Waffenstillstand zu erreichen. Die Logik von Gewalt und Sterben müsse durchbrochen werden und er teile den Aufruf „Mut zu Verhandlungen“ von Papst Franziskus. Man müsse sich mehr anstrengen, das Sterben im Krieg zu beenden. Sarah Wagenknecht meinte jüngst: “Der Westen sollte Russland anbieten, keine Waffen mehr zu liefern, wenn Russland dafür zu einem Waffenstillstand und Friedensverhandlungen bereit ist. Das setzt allerdings voraus, dass auch die Ukraine dazu bereit wäre.”

Ausgerechnet die angegriffene Ukraine soll als vermeintlich schwächere Seite nachgeben. Explizite Aufrufe an Russland, den Krieg bedingungslos zu beenden fehlen, wie mir scheint.

Ich verstehe nicht, woher die Annahme gewonnen werden konnte, der Westen müsse nur zu diplomatischen Verhandlungen bereit sein, dann würden erfolgreiche Verhandlungen zum Ende des Sterbens und Leidens in der Ukraine führen. Der frühere Präsident Medwedew postete auf Telegam am 14. März 2024 :

Der Wille der sogenannten ehemaligen Ukraine zu verhandeln ist nicht erkennbar. Zumindest nicht auf der Grundlage der Anerkennung der Realitäten, wie Wladimir Putin gestern sagte. Für sie sind die Realitäten die hirntote “Friedensformel” eines Provinzclowns in grüner Strumpfhose. Und sonst nichts.

Seine Friedensformel:

  1. Anerkennung der Niederlage durch die “ehemalige Ukraine” in der militärischen Komponente des Konflikts. Vollständige und bedingungslose Kapitulation der “ehemaligen Ukraine”, vertreten durch die neonazistische Clique in Kiew. Entmilitarisierung der “ehemaligenUkraine” und ein Verbot der Bildung paramilitärischer Formationen auf ihrem Territorium in der Zukunft.
  2. Anerkennung des nazistischen Charakters des politischen Regimes in Kiew durch die internationale Gemeinschaft und erzwungene Entnazifizierung aller Machtorgane in der “ehemaligen Ukraine” unter Aufsicht der UN.
  3. Die Bestätigung des Verlustes der Rechtspersönlichkeit der “ehemaligen Ukraine” durch die UN. Verlust der internationalen Rechtspersönlichkeit und die Unmöglichkeit für jeden ihrer Rechtsnachfolger, ohne Russlands Zustimmung Militärbündnissen beizutreten.
  4. Rücktritt aller verfassungsmäßigen Organe der “ehemaligenUkraine” und die sofortige Abhaltung von Wahlen für eine provisorische Regierung und die sofortige Abhaltung von Wahlen zum provisorischen Parlament des Territoriums der “ehemaligen Ukraine”, das sich unter der Schirmherrschaft der UNO selbst verwaltet.
  5. Verabschiedung von Gesetzen durch das provisorische Parlament über die Zahlung aller fälligen Entschädigungen an Russland, einschließlich der Zahlungen an die Angehörigen der toten Bürger unseres Landes und der Zahlungen für Gesundheitsschäden der Verwundeten. Festlegung der Ordnung für die Entschädigung für die den Subjekten der Russischen Föderation zugefügten Vermögensschäden.
  6. Offizielle Anerkennung durch das provisorische Parlament der “ehemaligen Ukraine”, dass ihr gesamtes Territorium das Territorium der Russischen Föderation ist. Verabschiedung eines Gesetzes über die Wiedervereinigung der Territorien der “ehemaligen Ukraine” mit Russland.
  7. Selbstauflösung des provisorischen Parlaments. Anerkennung des Wiedervereinigungsgesetzes durch die UNO.

Das könnte die weiche russische Formel für den Frieden sein. Das ist doch die Kompromissposition, oder? Ich denke, sie ist die Grundlage für die Suche nach einem wohlwollenden Konsens mit der internationalen Gemeinschaft, einschließlich der angelsächsischen Welt, für die Abhaltung produktiver Gipfeltreffen und für das Verständnis unserer engen Freunde – unserer westlichen Partner.

Vor mehr als einem Jahr habe ich zur Selbstvergewisserung im Internet nach offiziellen Stimmen Russlands zu den Gründen des Überfalls auf die Ukraine gesucht. Nach der Lektüre konnte ich nicht mehr glauben, dass eine Friedenslösung in Verhandlungen mit Russland ohne vollständige Zerstörung der Ukraine zum heutigen Zeitpunkt möglich ist.

Frieden in der Ukraine – wie?

download der Datei Frieden in der Ukraine – wie?

Im Westen Mecklenburgs nichts Neues

Ich musste in der vergangenen Woche im Internet lesen:

In Grevesmühlen hat der Kreistag von Nordwestmecklenburg am Donnerstag in einer Dringlichkeitssitzung für die Errichtung einer Containerunterkunft für Asylbewerber und Geflüchtete im Gewerbegebiet von Upahl gestimmt…
Vor dem Sitzungsgebäude in Grevesmühlen – der Alten Malzfabrik – machten am frühen Abend rund 700 Demonstranten ihrem Unmut gegen das Projekt lautstark Luft. Nach Angaben der Polizei waren auch etliche Personen, die dem rechten Spektrum zuzuordnen seien, unter den Demonstranten – ebenso wie bekannte Rechtsextremisten aus der Region sowie Hooligans. Nach Angaben einer NDR Reporterin war die Stimmung sehr aufgeheizt.

Der zuständige Landrat sagte: “Ich verstehe die Sorgen der Anwohner“. Ich verstehe sie auch, denn vor 78 Jahren musste ich als Geflohener lernen, dass man Fremde hier generell nicht mag.

Als Fremde galten in früheren Tagen in Mecklenburgs Dörfern schon die Menschen des Nachbarortes. So waren auf dem Friedhof unserer zuständigen Kirchgemeinde die Begräbnisplätze seit dem 18. Jahrhundert nach Gemeindedörfern unterteilt. Die eigenen waren getrennt von denen der Nachbarorte. Bei einer Friedhofsneuordnung gerieten alle miteinander in heftigen Streit über das jeweils zugewiesene Areal, weil ihren eigenen Toten angeblich durch die Vernässung ihrer Gräber Schaden drohe, während die Fremden im Trockenen lägen. Das sei “von Todten und deren Särgen aller Billigkeit abzuwenden“.
Ganz so ist es im Jahr 2023 in Mecklenburg natürlich nicht mehr, die Angst, durch Fremde übervorteilt zu werden, aber ist geblieben und die macht es Radikalisierern leicht, einen halben Ort gegen Hilfesuchende zu mobilisieren.

Im Januar 1945 war meine Mutter mit uns drei Kindern und ihrer eigenen alten Mutter aus Posen vor der herannahenden Roten Armee nach Westen geflohen und völlig mittellos in einem kleinen mecklenburgischen Dorf gestrandet. Wir waren Flüchtlinge und Heimatlose, die man spüren ließ, nicht willkommen zu sein. Als wir ankamen, regierten die Nazis noch und man hätte annehmen können, dass die germanischen Volksgenossen ihren hilfsbedürftigen deutschen Mitbürgern mit tätiger Hilfe beistehen würden. Eine Mehrheit im Kreis Ludwigslust hatte von 1933 an treu zu Führer und Vaterland gestanden, mehr als eine Hälfte hatte schon damals die Nazis gewählt. Doch jetzt blieb außer einer Einweisung in eine Unterkunft jede weitere Hilfe aus. Die Dorfbewohner sahen nur die Fremden in uns, die möglichst bald wieder weg sollten.

Meine Mutter musste materielle Hilfe erbetteln. Sie sprach ein fremd klingendes Deutsch mit einer eigentümlichen Sprachmelodie, benutze Ausdrücke, die nicht verstanden und für ausländisch gehalten wurden. Nach der Besetzung durch Soldaten der Roten Armee konnten meine Eltern mit den Besatzungssoldaten in deren Sprache sprechen, was vielen suspekt war, wenn es nicht gar für kommunistisch gehalten wurde.

Natürlich gab es auch damals hilfsbereite Menschen, die Notleidenden beistanden. Meine Mutter hatte in der Kirchgemeinde einen solchen Beistand gefunden, eine Dorffremde, die sich unser annahm: Eine Klavierlehrerin aus Braunschweig, hatte sich in den Bauern verliebt und war ihm nach der Hochzeit auf seinen Hof gefolgt. Hier saß sie nun ohne gesellschaftliche Kontakte und freute sich, meiner Mutter in der Kirche begegnet zu sein. Sie hatte jemanden für das Klavierspiel zu vier Händen und für den Austausch über Gelesenes und religiöse Fragen gefunden und konnte uns überleben helfen. Sie unterstützte uns nach Kräften in christlicher Nächstenliebe gab uns Teller und Tassen, Decken und Essen.
Auch der Bauer hatte uns Kinder gern, seine 15jährige Tochter liebte uns. Ich war gern und oft auf dem Hof und hatte das Gefühl akzeptiert zu werden.

Ich hoffe sehr, dass auch die heute aus existenzieller Not in unser Bundesland Kommenden Menschen finden, die sich ihrer annehmen – auch im Kreis Grevesmühlen.

Batalha – Битва

Der Präsident der Russischen Föderation beschloss, die Ukraine zu überfallen, einen Krieg zu beginnen. Seit Februar 2022 ist das für uns alle Undenkbare Realität geworden. Russlands Soldaten verwüsten das Land, bringen Tod und Zerstörung zu den Menschen, die sie zu ihren orthodoxen Brüdern zählen.
Die russischen Angreifer legten während der dreimonatigen Eroberung Mariupols diese Stadt fast vollständig in Schutt und Asche.

Das Foto Evgeniy Maloletkas einer zu Trümmern gewordenen Kirche in Mariupol wurde zum Zeichen dieser sinnlosen Zerstörung. Ich habe es als Vorlage für mein eigenes Bild Batalha – Битва oder der Blick von West nach Ost benutzt. Durch die seit Jahrhunderten unzerstörten Gitter des Kreuzgangs im Kloster Batalha (port. Schlacht ) in Portugal sieht man auf die Ruine der orthodoxen Kirche – für mich ein Symbol für unseren hiesigen Blick von West nach Ost auf diese Tragödie. Während dort das Land im Chaos versinkt, betrachten wir aus sicherer Entfernung unsere intakten Kulturgüter und machen uns Sorgen, ob das nächste Konzert stattfinden wird, ob wir ein Restaurant ohne Maske betreten dürfen oder ob wir es im Winter warm genug haben werden.

Beitragsbild: Von armyinform.com.ua – https://armyinform.com.ua/2022/03/26/francziya-vymagatyme-vid-rf-znyaty-oblogu-mariupolya/, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=116431122

Frieden in der Ukraine… wer will den nicht?

Nie ist die Ehre der im Zweiten Weltkrieg, im Kampf gegen Hitler gefallenen sowjetischen Soldaten so sehr beschmutzt worden wie von diesem niederträchtigen Diktator und Kriegsverbrecher.
Mariupol’ wird nicht nur zum Symbol seiner Schande, sondern es ist jetzt schon das Symbol für die Tapferkeit und Ehre der Ukrainer geworden – vielleicht auch zum Menetekel des Versagens der Europäer, unseres Versagens.
Karl Schlögel

FR vom 3.5.2022

Wie aber kann der Friede, wenigstens ein Waffenstillstand erreicht werden?
Letztlich durch eine diplomatische Verhandlungen und Vertäge. Soweit sind sich alle einig. Wie sie aber zustande kommen sollen, dazu gibt es fundamental gegensätzliche Meinungen.

Verhandlungen sollen zum Ende des Krieges führen

In einem Offenen Brief [1]EMMA, 29.04.2022: Der Offene Brief an Kanzler Scholz forderten einige deutsche Intellektuelle sofortige Verhandlungen mit Russland, denn „die Lieferung großer Mengen schwerer Waffen … könnte Deutschland selbst zur Kriegspartei machen. Und ein russischer Gegenschlag könnte so dann den Beistandsfall nach dem NATO-Vertrag und damit die unmittelbare Gefahr eines Weltkriegs auslösen.
Also schlussfolgere ich: Wenn keine Waffenlieferungen an die überfallene Ukraine, dann auch kein Krieg, der „das Maß an Zerstörung und menschlichem Leid unter der ukrainischen Zivilbevölkerung“ durch den berechtigten Widerstand gegen einen Aggressor in ein unerträglichen Missverhältnis bringt.

Am 29.06.2022 folgte ein neuer Offener Brief in der ZEIT mit der Überschrift: Waffenstillstand jetzt!, wieder mit der Forderung, Verhandlungen der internationalen Gemeinschaft – vor allem der USA – mit Russland zu beginnen.[2]ZEIT online, 29.06.2022.
Juli Zeh – Mitunterzeichnerin des Briefes sagte in einem Interview mit dem NDR auf die Frage, wie solche Verhandlungen erreicht werden könnten:
Man kann in einem Konflikt, der so rabiat und brutal geführt wird, nicht erwarten, dass die Parteien sich freiwillig an den Tisch setzen und alle ihre Ambitionen fallen lassen. Sondern man muss das international begleiten – da ist die internationale Gemeinschaft gefragt, vor allem unter Führung der USA. Solange das nicht passiert, solange kein konzertierter, ernst gemeinter Vorstoß in diese Richtung erfolgt, können wir auch gar nicht wissen, ob es möglich ist oder nicht. Denn wir haben es schlicht und ergreifend noch gar
nicht mit ganzer Macht versucht.[3]3 NDR, Offener Brief zum Ukraine-Krieg: “Es geht darum, fatale Schäden zu vermeiden“, Interview mit Juli Zeh

Richard David Precht machte vor Kurzem den Vorschlag, eine Initiative einzelner NatoStaaten sollte Russland verbindlich garantieren, dass sie – Mitglieder der Initiative – eine Aufnahme der Ukraine in das Verteidigungsbündnis mit ihrem Veto verhindern könnten. Das würde zur Deeskalation der Lage beitragen und zu Verhandlungen führen.[4] Podcast „Geyer & Niesmann“ des RedaktionsNetzwerks Deutschland – RND

Daniela Dahn meinte kürzlich in der Berliner Zeitung, eine erfolgreiche Verhandlung zwischen Russland und der Ukraine zu einem Waffenstillstand wäre durch westliche Intervention verhindert worden. D.h. wenn der Westen nur wolle, könnte ein Waffenstillstand mit Putin erreicht werden.[5] Berliner Zeitung, 11.10.2022: Vom Wirbel des Krieges gepackt: Daniela Dahn zu Waffenlieferungen

Wer wäre der Verhandlungspartner für die Ukraine?

Zu dem ehrenwerte Wunsch, durch diplomatische Verhandlungen den Konflikt zu lösen und Frieden zu erreichen, meinte Serhij Zhadan: „Darin liegt der größte Fehlschluss der deutschen Intellektuellen: Die Russen wollen nicht mit uns verhandeln, sie wollen uns vernichten. Und wenn die deutschen Intellektuellen andeuten, eine allzu große Unterstützung für die Ukraine lohne nicht, weil die Ukrainer sowieso keine Chance hätten, lassen sie es zu, dass durch den russischen Chauvinismus und Revanchismus Normen und Gesetze verletzt werden und das ukrainische Volk ausgelöscht wird.[6]ZEIT online 6. 7. 22

Die Russen wollen die Ukraine vernichten! – eine extreme Meinung, wie ich beim Lesen dachte. Doch dann stieß ich auf die Übersetzung eines Artikels von Timofej Sergejzew[7]DEKODER: RIA Nowosti: Programm zur „Entukrainisierung“? in den Blättern für deutsche und internationale Politik[8]Was Russland mit der Ukraine tun sollte, der den Wunsch zur Vernichtung alles Ukrainischen als Kriegsziel klar ausspricht. Er schreibt u.a.:

Die notwendigen ersten Schritte der Entnazifizierung (der Ukraine – JB) können wie
folgt definiert werden:

  • Liquidierung der bewaffneten Nazi-Formationen (damit meinen wir alle bewaffneten Formationen der Ukraine, einschließlich der ukrainischen Streitkräfte) sowie der militärischen, informationellen und pädagogischen Infrastruktur, die ihre Tätigkeit gewährleistet
  • Bildung einer Volksselbstverwaltung und von Polizeikräften (Verteidigung und öffentliche Ordnung) in den befreiten Gebieten zum Schutz der Bevölkerung vor dem Terror der nazistischen Untergrundgruppen Einrichtung des russischen Informationsraums
  • Rücknahme von Unterrichtsmaterialien und Verbot von Bildungsprogrammen auf allen Ebenen, die nazistische ideologische Haltungen verbreiten
  • Massenermittlungsaktionen zur Feststellung der persönlichen Verantwortung für Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Verbreitung der NS-Ideologie und Unterstützung des NS-Regimes
  • Lustration, Offenlegung der Namen von Kollaborateuren des Naziregimes und ihre Zwangsarbeit zum Wiederaufbau zerstörter Infrastrukturen als Strafe für NaziAktivitäten (aus dem Kreis derjenigen, die nicht mit der Todesstrafe oder einer Haftstrafe belegt werden)
  • Verabschiedung von primären Entnazifizierungsmaßnahmen „von unten“ auf lokaler Ebene unter russischer Kuratel, die jede Form der Wiederbelebung der NS-Ideologie verbieten
  • Die Errichtung von Gedenkstätten, Mahnmalen und Denkmälern für die Opfer des ukrainischen Nazismus und die Bewahrung des Andenkens an die Helden, die gegen ihn gekämpft haben
  • Die Aufnahme einer Reihe von antifaschistischen und entnazifizierenden Normen in die Verfassungen der neuen Volksrepubliken
  • Einrichtung von ständigen Entnazifizierungsstellen für einen Zeitraum von 25 Jahren.

Der Artikel ist das Produkt eines kranken Hirns dachte ich. Doch er ist veröffentlicht auf der Website von RIA Nowosti, der vom Kreml kontrollierten Nachrichtenagentur, und … „Da Dmitrij Medwedjew, von 2008 bis 2012 Präsident Russlands und heute Vizechef des russischen Sicherheitsrates, nur zwei Tage später einen ganz ähnlich gelagerten Artikel verfasst hat , kann davon ausgegangen werden, dass Sergejzews Text in seiner Grundausrichtung der staatlichen Linie entspricht,“ lese ich in der Einleitung zu dem abgedruckten Artikel in den Blättern.

Zum Ziel des Krieges in der Ukraine schrieb Medwedjew[9] Medwedjew: Über Fälschungen und echte Geschichte: „Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich das Ziel der Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine gesetzt. Diese komplexen Aufgaben werden nicht gleichzeitig ausgeführt. Und sie werden nicht nur auf den Schlachtfeldern entschieden. Das wichtigste Ziel ist, das blutige und voller falscher Mythen stehende Bewusstsein eines Teils der gegenwärtigen Ukrainer zu ändern. Das Ziel ist der Frieden zukünftiger Generationen von Ukrainern selbst und die Möglichkeit, endlich ein offenes Eurasien aufzubauen – von Lissabon bis Wladiwostok.

Demnach geht es der russischen Führung in dem Krieg nicht um die eigene Sicherheit, die angeblich von der NATO, von den USA, vom Westen bedroht wird. Nein: Alles Ukrainische soll beseitigt werden, der Start zum Aufbau eines unter russischer Kontrolle stehenden sogenannten Eurasiens ist das Ziel. Nicht eigene Sicherheit und friedliches Zusammenleben mit westlichen Nachbarn, nicht die Anerkennung der Unverletzlichkeit von Grenzen und die Herstellung eines kollektiven Sicherheitssystems ist angestrebt. Nein: Russlands alte territoriale Größe – zunächst – in den Grenzen nach dem Hitler-StalinPakt von 1939 soll erreicht werden. Und dann kann man auf dem Wege zum offenen Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok voranschreiten. Dazu muss zunächst die „Russische Erde zurückgeholt“ werden:

Was ist die Russische Erde am Rande des alten Russlands? Kriege machten sie dazu:

Peter I. eroberte die heutigen Länder Estland und einen großen Teil Lettlands nach den Nordischen Kriegen 1710 (1721 Friede von Nystadt).
Neurussland (Noworossija) – die historische Bezeichnung einer Region unmittelbar nördlich des Schwarzen Meeres – wurde ab 1774 endgültig in das Russische Kaiserreich eingegliedert [10]Ende des Russiche-Türkischen Krieges 1768-1774: Sieg Russlands. Das Krim-Khanat wird formell vom Osmanischen Reich unabhängig, gerät aber unter den Einfluss Russlands. Es wird 1783 annektiert und … Continue reading.
Die Teilungen Polens 1772, 1793 und 1795 machten das heutige Litauen, Belarus, die Westukraine und den ötliches Teil Lettlands (Kurland) zu russischer Erde.

In der Interpretation Putins war es ein unverzeihlicher Fehler der Bolschewiki, das Selbstbestimmungsrecht der in den genannten Kriegen an Russland angegliederten Völker in die Verfassung der UdSSR aufzunehmen und ein Verbrechen Gorbatschows, die ehemaligen Sowjetrepubliken 1991 in die Unabhängigkeit entlassen zu haben zu haben. Für Putin war der Unabhängigkeitswille in den ehemnaligen Sowjetreprubliken allein das Werk von Nationalisten:

„Warum musste man partout mit Gutsherrengeste alle möglichen, immer weiter in den Himmel schießenden nationalistischen Ansprüche an den Rändern des ehemaligen Imperiums befriedigen? Warum musste man den neu geschaffenen, oft völlig willkürlich zugeschnittenen Verwaltungseinheiten, den Unionsrepubliken, riesige Gebiete übergeben, die oft nicht den geringsten Bezug zu ihnen hatten? Und zwar Gebiete, ich sage es noch einmal, mitsamt ihrer Bevölkerung, die zum historischen Russland gehörte.
Mehr noch: Diesen Verwaltungseinheiten wurde faktisch der Status und die Form nationalstaatlicher Gebilde verliehen. Noch einmal die Frage: Wozu solche großzügigen Geschenke, von denen nicht einmal die glühendsten Nationalisten geträumt hatten, und wozu wurde dann noch den Unionsrepubliken das Recht verliehen, ohne Voraussetzungen aus dem Staatsverband auszutreten?
Auf den ersten Blick lässt sich das überhaupt nicht erklären, es ist völliger Irrsinn.“[11]V. Putin: Rede an die Nation vom 21.2.2022

Das Ziel des Überfalls auf die Ukraine ist, diese Fehler zu korrigieren, und ein Teil davon ist aus Putins Sicht erfolgreich erledigt:
Belarus ist schon lange vollständig von Russland abhängig, die sogenannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk, Saporischja, Cherson und die Krim sind durch Kriegsführung russisch. Jetzt soll die ganze Ukraine, die angeblich schon immer zu Russland gehörte und erst von Lenin erfunden wurde[12]V. Putin: Über die historische Einheit von Russen, Essay 12. Juli 2021 in den Machtbereich Russlands zurück. Die Baltischen Staaten können dann folgen. Der Beitritt der Baltischen Staaten zur NATO steht einer solchen Eingliederung aber im Wege. Darum waren die Verhandlungsbedingungen Putins zum Waffenstillstand mit der Ukraine die gleichen wie im Ultimatum an die NATO und die USA vom Dezember 2021:
“Zeitgleich mit dem Überfall verkündete die russische Seite ihre “Verhandlungs­bereitschaft”. Ihre Bedingungen für ein Ende des Krieges kamen jedoch einer tota­len Kapitulation und Selbstauflösung des ukrainischen Staates gleich: Die Ukraine müsse die Waffen nieder­legen, ihre Nato-Beitrittsambitionen aufgeben und einen dauerhaft neutralen Status akzeptieren, Russisch den offiziellen Status einer Staats­sprache verleihen, die Krim als russisch und die sogenannten Volks­republiken Donezk und Luhansk als unabhängig anerkennen, sich “entnazifizieren” und “entmilitarisieren” – mit anderen Worten, einen Regime­wechsel in Moskaus Sinne durchlaufen.”[13]Sabine Fischer : Friedensverhandlungen im Krieg zwischen Russland und der Ukraine: Mission impossible .

Wenn also Verhandlungen mit Putin Russland gefordert werden, darf man dessen wahren Ziele nicht übersehen, wie es die Verhandlungsfordernden in unserem Lande bewußt oder aus alter Verbundenheit mit dem “Lande Lenins” oder aus prinzipieller ideologischer Aversion gegenüber der NATO oder auch nur angesichts eines bevorstehenden Winters mit steigenden Preisen tun. Die Kreml-Erzählungen über die Ukraine und den Krieg in Deutschland sind relativ erfolgreich:
Es gehe in Wirklichkeit um eine Konfrontation zwischen den USA beziehungsweise dem „Westen“ und Russland. In Kyjiw seien fanatisierte Nationalisten am Werk und die Krim sei eigentlich schon immer russisch gewesen. “Der Altbundeskanzler Helmut Schmidt ging so weit, nach der russischen Annexion nicht nur Verständnis für das Vorgehen des Diktators Wladimir Putin zu äußern, sondern stellte in Frage, ob es die Ukraine überhaupt gebe. Dass die Ukraine eine „künstliche Nation“ sei, wurde auch von anderen Kommentator:innen vielfach gesagt, ein Diktum, das gerne mit der Behauptung einer angeblichen „Geschichtslosigkeit“ des Landes einhergeht.” Als wenn eine Nation „natürlich“ existiere und nicht vielmehr das Ergebnis eines historischen Prozesses ist. “Die Grenzen der Ukraine sind nicht mehr oder weniger „künstlich“ als die von Russland oder Deutschland. Zweitens hat die Ukraine selbstverständlich eine Geschichte, sie ist 1991 nicht etwa vom Himmel gefallen.[14] Franziska Davies: Schauplatz und Akteur europäischer Geschichte

Verhandlungen kann man führen, wenn…

Solange diese Kriegsziele Russlands bestehen, gibt es für die Ukraine nichts zu verhandeln, es sei denn sie stimmen ihrer „Inkorporation“ zu. Das sind bisher die Bedingungen, zu denen die russische Führung zur Einstellung von Kampfhandlungen bereit ist.
Russland muss also gezwungen werden, diese imperialistischen Pläne zu aufzugeben und muss Bereitschaft zeigen, sich aus der Ukraine zurückzuziehen. Dann kann man über den Zeitraum, die Durchführung, die Voraussetzungen des Rückzugs verhandeln, auch über Reparationen für das zerstörte Land. (Natürlich jetzt schon über Fluchtkorridore, Gefangenenaustausch, Getreideausfuhr und solche Dinge.)

Solange Putin und seine Clique die Macht hat, werden diese Verhandlungsvoraussetzungen kaum eintreten, es sei denn, Russland verliert die Fähigkeit zu weiterer Aggression. Das kann nur durch militärische und wirtschaftliche direkte Hilfe aus den westlichen Ländern und durch ökonomische Schwächung Russlands erreicht werden.

Ich hätte nie gedacht, Waffenlieferungen, Kriegsunterstützung, wirtschaftliche Boykottmaßnahmen, die natürlich die Bürger Russlands schädigen, gutzuheißen. Angesichts der imperialen Absichten, die dieser Aggression zugrunde liegen, sehe ich keinen anderen Weg.

Leider wird dieser Krieg neben allem unmittelbaren Leid, Tod und Zerstörung auch mentale Verwüstungen anrichten: den Nationalismus, den es in der Ukraine gewiss auch schon vor dem Krieg gegeben hat, enorm verstärken, den Völkerhass schüren, antidemokratische Strömungen auch in der Ukraine anwachsen lassen. Ob die baldige Mitgliedschaft eines solchen Landes der europäischen Idee und der EU nützen wird, wage ich zu bezweifeln.

Hilfe muss diesem Land in den kommenden Jahren aber uneingeschränkt gewährt werden!

Beitragsbild: Von armyinform.com.ua – https://armyinform.com.ua/2022/03/26/francziya-vymagatyme-vid-rf-znyaty-oblogu-mariupolya/, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=116431122

References

References
1 EMMA, 29.04.2022: Der Offene Brief an Kanzler Scholz
2 ZEIT online, 29.06.2022
3 3 NDR, Offener Brief zum Ukraine-Krieg: “Es geht darum, fatale Schäden zu vermeiden“, Interview mit Juli Zeh
4 Podcast „Geyer & Niesmann“ des RedaktionsNetzwerks Deutschland – RND
5 Berliner Zeitung, 11.10.2022: Vom Wirbel des Krieges gepackt: Daniela Dahn zu Waffenlieferungen
6 ZEIT online 6. 7. 22
7 DEKODER: RIA Nowosti: Programm zur „Entukrainisierung“?
8 Was Russland mit der Ukraine tun sollte
9 Medwedjew: Über Fälschungen und echte Geschichte
10 Ende des Russiche-Türkischen Krieges 1768-1774: Sieg Russlands. Das Krim-Khanat wird formell vom Osmanischen Reich unabhängig, gerät aber unter den Einfluss Russlands. Es wird 1783 annektiert und als Oblast Taurien ein Teil Neurusslands.
Der Beginn der politischen Inkorporation der Ukraine durch das Zarenreich wird in der Regel auf das Jahr 1654 datiert, als der Kosakenführer Bohdan Chmelnyzkyj in Perejaslaw einen Treueschwur auf den russischen Zaren leistete. Dies geschah im Kontext des Kosakenaufstands gegen Polen-Litauen, den Chmelnyzkyj 1648 mit dem Ziel losgetreten hatte, die eigenen Privilegien zu verteidigen. Der Schwur von Perejaslaw gehört bis heute zu den zwischen der Ukraine und Russland umstrittensten historischen Episoden. Es gibt einen zentralen russisch-imperialen Mythos, demzufolge dieser Schwur die „Wiedervereinigung“ zweier Völker markierte. Aus ukrainischer Sicht gab es zum Zeitpunkt des Schwures nicht die Vorstellung einer „Wiedervereinigung“ eines Volkes von Russländern und ukrainischen Kosaken. Beide Seiten hatten unterschiedliche Vorstellungen davon, welche Beziehung sie mit der Vereinbarung eingingen.
Aus Moskauer Perspektive handelte es sich um die Unterwerfung der Kosaken unter die Herrschaft des Zaren, aus ukrainisch-kosakischer Perspektive war es der Beginn einer jederzeit kündbaren Allianz zwischen zwei gleichberechtigen Partnern.
11 V. Putin: Rede an die Nation vom 21.2.2022
12 V. Putin: Über die historische Einheit von Russen, Essay 12. Juli 2021
13 Sabine Fischer : Friedensverhandlungen im Krieg zwischen Russland und der Ukraine: Mission impossible
14 Franziska Davies: Schauplatz und Akteur europäischer Geschichte

Meinst du, die Russen wollen Krieg?

Ich habe nicht geglaubt, Zeuge eines Eroberungskrieges in Europa werden zu müssen. In der vergangenen Nacht hat die russische Führung unter Putin – vielleicht ist diese Führung auch Putin allein – erneut das souveräne Nachbarland Ukraine überfallen. Nein, das hatte ich nicht geglaubt, nicht wahrhaben wollen, nun ist es geschehen und ich bin entsetzt. Jewgeni Jewtuschenko fragte 1961 Хотят ли русские войны? – Meinst du, die Russen wollen Krieg? Jahrzehntelang hätte ich mit NEIN geantwortet, sechzig Jahre später muss ich JA sagen – wer auch immer in diesem Falle Die Russen sein mögen.

Was können wir tun in dieser Situation außer hilflos dieses Verbrechen zu verurteilen? Wenig nur. Sicherlich aber müssen wir klar sagen, wer die Schuldigen sind: die Regierenden der Russischen Föderation mit ihrem Führer Putin, der offensichtlich seit langem diesen Krieg gegen das Nachbarland vorbereitet hat. Während wir – ich eingeschlossen – noch darüber diskutierten, wie man mit Verständnis für russische Ängste enge diplomatische Beziehungen, ja eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur in Europa herstellen kann, hat Putin seinem historischen Verständnis entsprechend systematische Vorbereitungen für den Überfall getroffen. Das Ziel ist “die Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine“ und „… diejenigen vor Gericht (zu) stellen, die zahlreiche blutige Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung, einschließlich der Bürger der Russischen Föderation, begangen haben“, so Putin in seiner Rede heute in aller Frühe. Was soll das heißen? Ein Regime von seinen Gnaden zu errichten, eines das agiert wie das in Belarus? Frei gewählte Abgeordnete und Regierungsmitglieder eines souveränen Landes in Straflager wegzusperren? Wir werden es entsetzt erleben.

Noch einmal: Was können wir tun?

Sollten Ukrainische Bürger hier Zuflucht suchen, werden wir ihnen beistehen!