Die Bosbachs lächeln und Trump will in den Himmel

Bildhinweis: Collage aus mit DALL-E generierten Bildmotiven; Zusammenstellung, Bearbeitung und finale Farbkorrektur durch den Autor in KRITA.

Heute bin ich mit einem Espresso zu meiner Presselektüre gegangen. Ich starte den PC. Als erstes springt mich die Kachelwand des Nachrichtenportal MSN von Microsoft an. Sobald ich mit der Maus links die Taskleiste berühre, sehe ich oben sich ständig ändernde Top-Themen, links kleine Boxen für Wetter, Börse und Sport, ein endloser Feed aus Nachrichten und Klatsch, Lifestyle und Bilder mit Politikergesichtern. Brigitte kommt herein und sagt: „Schon wieder diese F…!“

Heute sehen mich das cheese-lächelnde Gesicht von Caroline Bosbach und ihr Vater Wolfgang an. Unter dem Bild ist zu lesen: „Der Geltungsdrang gehört zur Politik wie die Erdanziehung zur Weltkugel. Ohne ihn keine Macht.“ und später: „Politik ist ein beinhartes Geschäft in harter Konkurrenz, und einen hohen Suchtfaktor hat sie auch. Selbstdarstellung gehört zwingend dazu. Das muss einem etwas geben. Sonst hält man das alles gar nicht aus.1.

Ja, denke ich, wie wahr. Boris Palmer fällt mir sofort ein, der eitle Gregor von der Linkspartei, seine frühere Genossin Sahra. Wenn ich weiter auf die Bilderkacheln sehe, dann sind sie alle da – die Mächtigen der Welt, oft lachend abgebildet oder die Welt belehrend wie Trump am Pult einer Pressekonferenz, die Hände weit ausgebreitet, als würde er wieder einmal allen alles erklären – am liebsten gleich vom Universum herab. Vor ihm ein Wald aus Mikrofonen und Kameras, die ihn belagern, jeder Satz – ob sinnvoll oder nicht – wird zur Schlagzeile. Sein Gesichtsausdruck liegt irgendwo zwischen „alles unter Kontrolle“ und „gleich fällt mir was Großes ein“. Ich bin ganz sicher:er glaubt sich selbst alles.

Reuters schreibt, er will den Friedensnobelpreis: „Aus heiterem Himmel, während Finanzminister Jens Stoltenberg die Straße in Oslo entlang ging, rief Donald Trump an“2, berichtete Dagens Naeringsliv unter Berufung auf ungenannte Quellen. „Er wollte den Nobelpreis – und über Zolltarife diskutieren.“ Seine Pressesprecherin Karoline Leavitt bestätigte, er habe jeden Monat in seiner sechsmonatigen Amtszeit als Präsident einen Waffenstillstand vermittelt: „Es ist längst an der Zeit, dass Präsident Trump mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird“3, auch wenn das der Gastwissenschaftler des Nobelkomitees Peter van den Dungen anders sieht: „Trumps Maga-Programm geht zu Lasten anderer Nationen und sorgt in Kanada, Dänemark, Grönland, Island und anderen Ländern für Ärger und Besorgnis. Er ist mitschuldig an der Zerstörung der palästinensischen Nation und der anhaltenden Verwüstung der Ukraine. Die Tatsache, dass er nominiert wurde, ist von geringer Bedeutung (Hitler wurde es auch4) und wirft ein schlechtes Licht auf die Nominierenden.5

Trump aber weiß: Er wird nicht nur den Friedensnobelpreis bekommen, wenn er die Ukraine zum Akzeptieren der russischen Bedingungen zwingt, sondern auch einen sicheren Platz zur Rechten Gottes, obwohl er nicht immer regelkonform gelebt habe. „If I can save 7,000 people a week from being killed, I think that’s pretty– I want to try to get to heaven if possible, I’m hearing that I’m not doing well. I am really at the bottom of the totem pole, But if I can get to heaven this will be one of the reasons.6,7

Und während Caroline und Wolfgang weiter freundlich von der MSN-Kachelwand grüßen, denke ich: Politik braucht wohl dieses Lächeln, so wie sie den Geltungsdrang braucht. Und Trump? Er ist der festen Überzeugung, dass Nobelpreis und Himmelstür nur eine Frage der richtigen Schlagzeile sind.
Ist das eine Presseinszenierung oder das eigentliche Betriebssystem der Macht?

1 Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum

2 Trump told Norwegian minister he wants Nobel Prize, newspaper says

3 Karoline Leavitt Ripped for ‘Making Up Trump Resolving Fake Wars’

4 Hitler as a Nobel Laureate?

5 A Nobel peace prize for Donald Trump would be ludicrous

6 „Wenn ich jede Woche 7.000 Menschen vor dem Tod bewahren kann, finde ich das ziemlich gut – ich möchte versuchen, in den Himmel zu kommen, wenn möglich, denn ich höre, dass ich nicht gut abschneide. Ich bin wirklich ganz unten auf der Hierarchieleiter, aber wenn ich in den Himmel komme, wird das einer der Gründe dafür sein.“

7 Trump hopes he can get into heaven and believes solving Ukraine war will get him there