Jörn Burmeister

Prägung und Wandel – Erinnerungen

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Ich bin durch die Geschichte meiner Eltern mit Wurzeln in Osteuropa ein Ostdeutscher mit Migrationshintergrund. Die Hälfte meines Lebens war ich Bürger der DDR und bin glücklich über deren Ende. Sie hat mich jedoch geprägt, mich in spezifischer Weise ostdeutsch gemacht. „Ostdeutsch“ ist eine Herkunft, ein sozialer Ort, eine Erfahrung und nicht eine Erfindung des Westens, wie es der Literaturprofessor Oschmann meint, der sich gleich vielen meiner Landsleute ein tatsächliches Willkommen durch den Westen im vereinigten Deutschland gewünscht und es nicht bekommen hat, so wie Westpakete oftmals nicht enthielten, was man sich wünschte.

Eine besondere Prägung wurde mir erst spät im Leben bewusst: die Erziehung durch meine deutschbaltischen Eltern, Ostdeutsche aus Osteuropa. Spät begann ich, mich für die Geschichte des Baltikums und Osteuropas zu interessieren. Dabei erkannte ich, wie tief das Elternhaus und die Kultur meiner Vorfahren meine Sicht auf das Leben geprägt haben – auch wenn mir vieles daran missfällt.

Tritte
Jörn Burmeister

Wie jeder weiß, voran muss man wohl schreiten,
der eine gleich, der andere später dann.
Es hilft kein Jammern, kein Verweilen, Streiten –
das Leben gibt uns einen Tritt, so dann und wann.

Der Dichter sagt, wenn Neues man beginne,
mit Tapferkeit, ohn’ Trauer, lebensfroh
in jedem Anfang wohn’ ein Zauber inne,
ich frag mich wie und wann und wo?

So steh ich da, in Angst vor neuer Stufe,
und sag voll Mut, der Schritt wird sicherlich grandios.
„Ein neuer Anfang!“, ich dann rufe,
doch innerlich denk ich: „nichts ist famos!“

Vertrautes geht, das Herz, es will nicht springen,
der Abschied schmeckt nach schalem Kompromiss.
Ich red mir zu: das Neue wird es bringen,
und tu’ dann so, als wär’s kein Biss

kein Schnitt in meine arme Seele,
es wär’ der Schritt, bewusst von mir gemacht
die Stufe, die zu meistern mir noch fehle,
so hab ich mir, was kommen wird, gedacht!

Doch dann, ein Freund reicht helfend mir die Hände,
und gibt mir Rat, zeigt neue Richtung an.
dann plötzlich ist sie da, die Wende,
die, wie ich glaubte, nicht mehr kommen kann,

ich könnte ihn nicht selbst erreichen,
den Weg, der in die Zukunft führt.
Die dunklen Wolken seh’ ich weichen,
und bin von neuem Mut berührt.

So schwingt sie hin und her, die Lebenswaage,
auf der gewogen wird des Glücks Ertrag,
will halten sie in fester Lage,
muss einseh’n, dass ich’s nicht vermag.

Und heut’, zum Ende meiner Tage
da seh ich klar – auch voller Graus:
nicht viel hab ich entschiedenen, das ist keine Frage,
nicht ich war Herr im eigenen Haus,
und auch nicht Meister der Geschichte,
das Drehbuch sucht’ das Leben au