Episode 4: Der „Tag danach“ – Was kommt als Nächstes ?
November 2023
Amira
Salaam und willkommen zurück zu unserem Podcast
Wir beginnen unseren Podcast heute mit einem neuen Thema, denn wir alle sind heute mit noch schwererem Herzen aufgewacht, als wir die erschütternde Nachricht vom Tod von Vivian Silver erhielten, einer Freundin vieler Friedensaktivisten, einer bekannten Persönlichkeit aus dem Kibbuz Beri. Und es ist einfach niederschmetternd. Ich weiß nicht, wie ich es in anderen Worten ausdrücken soll.
Ibrahim
Ja, sie war eine Freundin und ich denke, sie war ein Vorbild für viele Friedensaktivisten, besonders wenn wir unsere Generation, die jüngere Generation, betrachten, können wir viel von dem lernen, was Vivian über die Jahre hinweg getan hat.
Für diejenigen, die es nicht wissen: Vivian ist eines der Gründungsmitglieder von Women Wage Peace. Und sie hat in der Vergangenheit persönlich Menschen aus dem Gazastreifen mit ihrem Privatauto nach Israel gebracht, um Menschen medizinisch zu versorgen, die in Israel medizinische Hilfe brauchten, weil die medizinische Versorgung in Gaza für bestimmte Menschen nicht gut genug war.
Sie hat nicht nur über Frieden geredet, sie hat aktiv dafür gearbeitet. In den letzten Monaten dachte jeder, dass sie eine der Entführten war.
Amira
Sie war eine der Entführten. Und jetzt wachen wir auf und stellen fest, dass ihre Leiche zu den Menschen gehört, die am 7. Oktober ermordet wurden.
Ibrahim
Warum wurde es erst jetzt veröffentlicht? So wie es aussieht, können wir es noch nicht ganz bestätigen, aber so wie es aussieht, könnte sie eine der Menschen gewesen sein, die tatsächlich in Brand gesteckt wurden. Aber wahrscheinlich ist es so. Es hat so lange gedauert, weil sie die Leiche und die DNA identifizieren mussten. Und das ist es, was bei vielen dieser Fälle passiert, dass man erst jetzt feststellt, dass eine Person umgebracht wurde. Und ich habe ihre Freundin heute Morgen in einem Interview gehört.
Sie hat gesagt, dass sie alle hoffen, dass, wenn sie eine der Entführten ist, vielleicht einer der Leute, denen sie in Gaza geholfen hat, sich für sie einsetzt. Ja, oder eine zweite. Und sie sagte es mit einem Lachen, einem traurigen Lachen, dass sie vielleicht dort gewesen wäre, um mit der Hamas zu verhandeln und Verhandlungen zwischen ihnen und den Entführten zu führen.
Amira
Das ist nicht weit hergeholt.
Ibrahim
Es ist nicht weit hergeholt das bei Fähigkeiten zu glauben. Aber leider wachen wir mit dieser verheerenden Nachricht auf. Und ich denke, jeder, der sich in diesem Bereich engagiert, spürt heute diesen Schmerz.
Amira
Und sie ist nicht die einzige, über die wir gerade sprechen, sie ist nicht der einzige Todesfall. Ihre Familie ist nicht die einzige Familie, die darunter leidet, in Palästina, in Israel. Ich habe heute einen Beitrag über sie gesehen, in dem man nicht nur über sie als Friedensaktivistin spicht, sondern auch über sie als einen der Menschen, die durch diese schreckliche Tragödie, die wir erleben, verloren gegangen sind.
Ibrahim
Wir sprechen darüber, wie sie mit gutem Beispiel vorangegangen ist und all die erstaunlichen Dinge, die sie in ihrem Leben getan hat.
Wenn wir uns den Krieg jetzt anschauen und die Situation in der Vergangenheit, egal in welchem Jahr, vor 30, 50 oder 80 Jahren, dann hat das Friedenslager keinen Erfolg gehabt. Wir haben keinen Frieden. Wir haben immer noch Kriege
Ich denke, es ist wichtig, über Lösungen zu sprechen, Lösungen auf den Tischzu bringen, darüber zu diskutieren, was wir konkret tun können, um einen echten Wandel zu erreichen.
In der letzten Folge haben wir darüber gesprochen, wie die Friedens- und politischen Prozesse gescheitert sind. Aber bevor wir über Lösungen sprechen, ist es wichtig, die Misserfolge zu zeigen, die wir im Lager der Friedensbewegten selbst hatten,
Amira
Wir sprachen über Dinge in der Vergangenheit und über historische und politische Ereignisse nicht als Historiker oder Diplomaten.
Wann immer wir über etwas sprechen, erzählen wir es aus unserer Sicht. über Erfahrung als Friedensaktivisten, die angefangen haben, gezielt an diesen Programmen teilnehmen und versuchen, Menschen dazu zu bringen, sich für den Frieden einzusetzen.
Ibrahim
Und ich habe eine sehr ähnliche Erfahrung gemacht, denn ich war auch einer der Teilnehmer an diesen Programmen, die in der Vergangenheit durchgeführt wurden.
Aber lass mich mit der Frage beginnen, warum es nicht funktioniert hat. Was hast du als Teilnehmerin an diesen friedensbildenden Projekten gedacht, und was hat dir gefehlt?
Amira
Das eine schwierige Frage. Das Friedenslager ist nicht so, wie ich es wünsche. Ich möchte nicht so weit gehen zu sagen, dass es mehr schadet als nützt, aber es trägt nicht dazu bei, dass sich die Menschen, die dort sind, weiterentwickeln. Was ich erlebt habe war, dass es viele Friedensorganisationen gab, denen ich aus irgendeinem Grund nicht beitreten konnte. Ich hatte als Kind das Ziel nicht verstanden.
Aber im Nachhinein war es das mangelnde Verständnis der Organisatoren für die Einstellungen der Gemeinschaft, das dazu führt, dass diese Programme nicht ihr volles Potenzial entfalten können.
Ich bin zum Beispiel in einer konservativen Gemeinde aufgewachsen. Ich bin auf eine reine Mädchenschule gegangen. Meine Erziehung war sehr traditionell, sehr konservativ. Und wenn Programme gemacht werden, nachts, oder wenn das Programm gemischt ist, nicht nur aus Arabern oder Juden besteht, sondern aus Frauen und Männern, wenn es ein Programm ist, das im Zentrum oder in West- und Nordost-Jerusalem stattfindet, dann nehme ich an, dass es nicht viele traditionelle Menschen aus dem Nahen Osten aus traditionellen Familien gibt, die das sehenakzeptieren. Es ist nicht einfach, in einem traditionellen Haushalt zu leben. Man braucht für alles eine Erlaubnis, vor allem, wenn es um etwas geht, das Spekulationen mit sich bringt.
Ibrahim
Woran ist es denn gescheitert?
Amira
Verstehst du, es passt nicht zu unserer Gemeinschaft.
Ibrahim
Also, wie würde es zu eurer Gemeinschaft passen oder was genau hat nicht gepasst, dass es zum Beispiel in Tel Aviv war und eure Eltern nicht wollten, dass ihr nach Tel Aviv geht? Ist das das. Hätte es einen Ort gebaucht, den deine Eltern auch gutheißen würden?
Man braucht für die Teilnahme eine Genehmigung, es war im Zentrum, in West-Jerusalem. Wie hättest du als Kind in Ostjerusalem teilnehmen können?
Amira
Es gibt so viele Faktoren, die eine Rolle spielen. Man muss man mit Leuten aus der Zielgruppe arbeiten, einem jüngeren Zielpublikum gibt man andere Ratschläge, als einer Gruppe mit älteren Personen. Wenn ich zum Beispiel mit Eltern aus dem Westjordanland zu tun habe, muss man berücksichtigen, mit wem man es zu tun hat.
Ibrahim
Man muss sich auf die Leute einstellen.
Amira
Wenn ich z.B. ein 18-jähriges Kind bin, ein Teenager aus Ost-Jerusalem, aus einem traditionellen Haushalt, egal ob muslimisch oder christlich, arabisch oder palästinensisch, dann wird man micht nicht hingehen lassen. Ein durchschnittlicher Haushalt wird seiner Tochter nicht erlauben, an einem Programm teilzunehmen, das, sagen wir, spät in der Nacht stattfindet.
Konservative Haushalte, die wir ansprechen wollen, lassen ihre Töchter oder manchmal sogar ihre Söhne nicht zu gemischten Veranstaltungen mit Männern und Frauen gehen.
Ibrahim
Aber ich glaube, dass das, was Sie meinen, eher für jemanden aus Ost-Jerusalem oder im Westjordanland gilt als für jemanden aus dem Norden Israels. Ein palästinensischer israelischer Bürger hat kein Problem mit männlich und weiblich. Wir haben Rassismus, wir haben Diskriminierung, wir haben Sexismus. Das gibt es auch, aber in geringerem Maße als in Ostjerusalem oder im Westjordanland, vor allem, was Jungen und Mädchen betrifft. Ich weiß es nicht. Ich bin in einer Umgebung aufgewachsen, in der das eine Selbstverständlichkeit war.
Amira
Schulen sind gemischt. Wenn man auf eine gute Schule ging, ging man auf eine separate Schule, nur für Mädchen.
Ibrahim
Ich versuche, mich zu erinnern. Ich glaube, wir hatten nur zwei Schulen in Nazareth, als ich aufwuchs. Die eine war für Jungen und eine für Mädchen. Nein, es gab sogar noch ein paar mehr, einschließlich der Christenschule. Aber auch sie, die meisten von ihnen wurden später zu gemischten Schulen, etwa in den frühen Zweitausendern. Ich erinnere mich, dass einige der Schulen, die nur für Mädchen waren, zu gemischten Schulen wurden und eine nur für Jungen. Aber die vorherrschende Sache sind gemischte Schulen, nicht getrennte.
Amira
Wie ich schon sagte, man braucht immer jemanden aus der Zielgruppe, jemand der von dort kommt, wo sie lebt. Wenn man z. B. für ein bestimmtes Programm Teilnehmer sucht, ist es sehr wichtig, einen Palästinenser oder einen Israeli zu haben, aber noch wichtiger ist es, genau die Zielgruppe zu kennen, die man für sein Programm gewinnen will, denn man muss die Schwierigkeiten und die Gründe verstehen, warum man diese Leute nicht bekommt.
Ibrahim
Als Friedensaktivisten haben wir im Laufe der Jahre das Problem der Gewinnung von Palästinensern für friedensfördernde Programme. Und das liegt nicht daran, dass sie nicht an Friedensprogrammen teilnehmen wollen oder sich weniger für den Frieden engagieren oder ähnliches. Es liegt daran, dass es meiner Meinung nach ein inhärentes Problem mit den Programmen gibt. Es ist genau das, was du aus Sicht der traditionellen palästinensischen Familie im Westjordanland sagst. Wenn man das Programm sieht und feststellt, dass alls Organisatoren israelisch sind, ist man skeptisch.
Vielleicht handelt es sich ums zionistische Ziele, vielleicht nur pro-israelische Ziele. Vielleicht wird nur der nette Araber oder der nette Palästinenser gespielt, der sich einer israelischen Gruppe anschließt.
Wenn man also bei der Werbung und im Management nur Israelis sieht, schreckt das schon viele Palästinenser ab, sich zu beteiligen. Ich glaube, das ist schon von Anfang an so. Es ist so, wie du sagst, dass es zum Scheitern verurteilt ist. Das führt dazu, dass es nicht gelingt, genügend Palästinenser zu finden, die tatsächlich an das glauben, was man tut. Es geht nicht nur darum, die Kultur zu verstehen, sondern auch darum, zu verstehen, wann das Programm stattfindet. Das Problem ist, dass die Dinge manchmal nicht mit unseren Augen gesehen werden.
Man braucht einen Israeli und einen Palästinenser, mit dem Blick dafür, das Programm so umzusetzen, dass es auch mit der Gemeinschaft übereinstimmt.
Selbst wenn die Programme mit arabischen und jüdischen Organisatoren durchgeführt werden, werden sie den Bedürfnissen der Community nicht gerecht. Eine eigene Erfahrung an die frühen Zweitausendern, zu Beginn der Intifada, als man versuchte, mit dem, was man Oslo nennt, auf Frieden hinzuarbeiten. Wir haben Programme mit arabischen und jüdischen Kindern durchgeführt, und im Unterricht Tauben gemalt in einer jüdischen Schule im Norden. Wir haben sie in ihrer Schule besucht, und dann kamen sie und haben uns in unserer besucht. Es war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Schon das Prinzip, weil wir damals, in der vierten Klasse wenig Hebräisch konnten. Als wir beim ersten Treffen in ihrer Schule trafen, kamen fast alle meine Klassenkameraden zu mir und baten mich um eine Übersetzung von Wörtern, weil ich die Sprache damals schon fließend sprach. Und es gab keine Kommunikation zwischen meinen Klassenkameraden und ihren jüdischen Mitschülern. Man sagte: „Ich sehe ein jüdisches Kind mit einem arabischen Kind, und keiner von ihnen war in der Lage, ein wirklich sinnvolles Gespräch zu führen, oder fast überhaupt ein Gespräch zu führen.“
Amira
Man erwartet von uns, dass wir uns integrieren, und denkt, dass wir das nicht tun. Das ist nicht der Fall. Der Druck wird auf die Araber oder Palästinenser ausgeübt, sich zu integrieren, und nicht auf die Gesellschaft, sich zu öffnen und die Araber zu integrieren.
Man erwartet von uns, dass wir nach und nach so werden wie sie, uns einfügen, so werden wie sie. Und dann werden wir akzeptiert werden.
Ibrahim
Ja. Weißt du, es gibt einen Satz, den manche Leute sagen. Du siehst nicht arabisch aus. Als ob sie dir ein Kompliment machen würden, verdammt noch mal. Daran sieht man schon das Problem, dass man sich der Gemeinschaft anpassen muss, damit man dazugehört. Ich weiß nicht, optisch, kleidungstechnisch, ich bin mir nicht sicher. Was ist nicht arabisch an mir? Ich könnte marokkanisch aussehen. Ich kann von hier aus Araber sein. Ich könnte, weißt du, ich kann sehr unterschiedlich sein.
Amira
Kommt schon, wir sehen uns alle ähnlich. Soll das ein Scherz sein?
Ibrahim
Was ist arabisch und was ist marokkanisch? Weißt du, Araber von hier und marokkanische Juden sehen fast gleich aus. Man kann sie nicht wirklich auseinanderhalten. Wie soll ich aussehen, damit ich in deinen Augen mehr Israeli bin? Das ist etwas, das ich immer noch nicht verstehe. Was ist das? Für manche Leute ist israelisch genug?
Amira
israelisch genug für das, was sie fühlen?
Ibrahim
Es ist israelisch genug.
Amira
Ja, das verstehe ich. Ich hätte nie vermutet, dass du Jude bist. Du warst Araber. Ich hätte nie gedacht, dass du Araber bist. Was interessant ist, ist, dass du immer über dieselbe Dynamik sprichst, über das Hebräische und das Erwarten.
Und ich zeige noch einen anderen Blickwinkel, den von Ost-Jerusalem und auch den des Westjordanlandes. Wir können kein Hebräisch. Für uns ist es auch nicht zwingend erforderlich, Hebräisch zu können. Und ich sage „wir“ im Sinne von Ostjerusalem und Westjordanland. Der Druck liegt also bei den Engländern. All die Programme, die von wo auch immer finanziert werden, kommen also von dort. Wie sollen wir in englischer Sprache kommunizieren?
Ibrahim
Und wie soll das mit mit israelischen Kindern funktionieren?
Amira
Am Ende spricht man die Leute an, die bereits mit dem breiteren Spektrum vertraut sind. Wer der das Privileg hat, Englisch zu lernen, und ich meine nicht, jemand, der mit Englisch im Haushaltzu Hause aufgewachsen ist, also das Privileg hat, eine gute Ausbildung von beiden Seiten zu bekommen, von der israelischen Seite und der palästinensischen Seite, der Englisch auf einem kommunikativen Niveau zu lernt, dann bedeutet das, dass man die Leute ansprict, die schon so weit sind und die Leute vernachlässigt, die diese Fähigkeiten nicht haben.
Und dann muss für dieses diesen Programmen nicht nur gut sein, man muss nicht nur Englisch können, man muss gut Englisch sprechen. Man muss verstehen, man muss schreiben und sprechen können. Manche Leute, einige Kinder, sagen: Ich weiß nicht, ich kann kein Englisch, ich habe andere Dinge zu tun.
Ibrahim
Damit eröffnet sich auch ein weiteres Problem, nämlich die Echokammer, nicht nur in Bezug auf das Bildungsniveau. Zum einen ist es die Bildung, vor allem auch in Bezug auf die Sprache. Aber die andere Sache ist, dass man sehr spezifische politische Ansichten hat. Meiner Meinung nach ist das eines der größten Probleme der heutigen Friedensarbeit. Es liegt hauptsächlich an der Dynamik des linken Flügels.
Amira
Es ist, als ob man mit Leuten spricht, die mit einem übereinstimmen.
Ibrahim
Genau. Und es ist wie eine Echokammer, als ob wir alle miteinander reden würden, wir alle. Wir sind uns alle einig, wir reden alle zusammen, wir haben alle die gleichen Gedanken, vielleicht ein bisschen anders hier und da und das war’s. Aber das sind nicht die Leute, mit denen ich reden will.
Amira
Ja.
Ibrahim
Wenn wir uns die heutige israelische Gesellschaft ansehen, tut es mir leid, die Mehrheit der Gesellschaft ist nicht links, heute schon gar nicht. Und wenn man mit der Mehrheit reden will, muss so reden, wie die Mehrheit will. Und man kann nicht mit der Minderheit reden. Wir reden nur mit einer ganz bestimmten Gruppe innerhalb der israelischen Öffentlichkeit. Wenn man die Massen erreichen willst, musst du mit dem rechten Flügel sprechen, auf die vorherrschenden Ansichten eingehen und versuchen, etwas über diese Ansichten zu erfahren. Das ist der richtige Weg. Ja, aber es ist wirklich schwierig, denn wenn man mit dem Mainstream spricht, wird man nicht die gemütlichen, bequemen Aussagen hören, die man von linken Israelis hört.
Amira
Und die Leute werden nicht zimperlich sein.
Ibrahim
Ganz genau. Und umgekehrt ist es genauso. Es braucht also Leute, die sich nicht beleidigt fühlen, wenn sie jemandem zuhören, der seine eigenen Ansichten, seine Rhetorik, seine Philosophie, Ideologie, seinen Glauben, seine Religion vertritt. Das kann man nicht wirklich mögen. Es ist ein Teil des Problems, der Mainstream passt nicht zu uns. Das Argumentieren funktioniert nicht, weil sie ihre eigenen Ansichten haben.
Das Einzige, was man tun kann, ist, der anderen Seite zu zeigen, dass man offen ist, zuzuhören und sich auf sie einzulassen und etwas über sie zu lernen, und das wird ihr Herz öffnen, damit sie dir zuhört. Wenn sie sehen, dass du sie akzeptierst, werden sie das erwidern und etwas nachsichtiger sein, dir zuzuhören, als wenn du versuchst, ihnen zu zeigen, dass du Recht hast und sie Unrecht haben. Das wird nicht funktionieren. Denn es gibt kein Richtig und Falsch. Was wir tun können, ist, uns gegenseitig mit den Ansichten der anderen vertraut zu machen.
Amira
Wenn du in einem Raum mit einem Haufen von – ich möchte sie nicht einmal als Linke bezeichnen – Israelis und Palästinensern sitzt, Menschen, die mehr oder weniger einer Meinung sind mit dem, worüber wir sprechen. Aber gleichzeitig sind sie die – ich spreche von Palästinensern – , die Angst davor haben, der verrückte Palästinenser zu sein, dass wir der gute Araber sein wollen, dass wir unsere Meinung nicht sagen.
In einem der Programme, an denen ich teilgenommen habe, waren Leute, mit denen ich zusammen gereist bin, die mir nahe standen. Wir waren Gruppen, und es war wie eine offene Diskussion, um über die aktuelle Situation zu sprechen und darüber, wie wir uns jeweils fühlen. Es ging nur um Gefühle und war sehr linkslastig. Die Leute von der israelischen Seite brachten zum Ausdruck, dass sie sich Sorgen um ihre Freunde und Angehörigen machen, die als Reservisten dienten. Meine erste Reaktion war: „Wie kannst du das wagen?
Ibrahim
Moment mal, das war jetzt in diesem Krieg?
Amira
Ja.
Ibrahim
Okay.
Amira
Und meine erste Reaktion war: „Wie unsensibel. Wie kannst du so etwas zu einem Haufen Palästinenser sagen, die Familienmitglieder und Freunde haben, die sterben, und du sprichst über deine Freunde und Familie, die Reservisten sind? Ist das euerErnst? „
Und dann dachte ich, okay. Ich trat einen Schritt zurück, atmete tief durch und dachte: Dieser Raum ist für sie da, um das auszudrücken, denn das ist die Realität, in der wir leben. Es gibt einen extremen sozialen Druck, jetzt Reservist zu sein.
Ibrahim
Bei manchen Leuten muss man das.
Amira
Ja, also bin ich einen Schritt zurück getreten und habe mir gedacht, ich kann nicht erwarten, dass man es versteht, wenn ich es nicht sage. Also habe ich die Palästinenser im Raum gefragt, was haltet ihr davon?
Ibrahim
Das Gefühl der Reservisten?
Amira
Über die Reservisten, darüber, dass die PartnerInnen bei den Friedensaktivisten über die Angehörigen in der Reserven sprechen. Und die Antworten, die ich von jedem einzelnen bekommen habe, fangen mit Ausflüchten an: „Ich kann das leider nicht kommentieren. Ich habe zu viel Angst vor der aktuellen Situation. Ich weiß nicht, was überwacht wird und was nicht, und ich behalte es lieber für mich.“
Und dann habe ich meine Gefühle ausgedrückt und gesagt, wie kompliziert die Situation ist, nicht nur als palästinensische Israelis, denn es waren auch Leute aus Jerusalem und dem Westjordanland bei diesem Anruf dabei. Als jemand, der am 7. Oktober aufgewacht ist, war eines der ersten Videos, die ich gesehen habe, der Durchbruch durch die Mauer. Und bevor es zu Gewalt kam, sah ich nur Menschen, die durchkamen. Es gibt keinen Palästinenser auf Erden, der nicht will, dass die Mauer zerbricht und das palästinensische Volk frei wird. Das ist ein starkes Gefühl, das ich gespürt habe, und ich wusste nicht, was da passiert. Alle standen unter Schock, Dieses Gefühl, dass diese Barriere, diese Mauer fallen soll, ist im Herzen eines jeden Palästinensers vorhanden. Aber dann sah ich die Schrecken danach. Und gleichzeitig habe ich dafür gebetet, dass der Iron Dome mich vor jeder einzelnen Rakete schützt. Wenn Sie mir also von Ihrem geliebten Menschen bei der Reseve erzählen, dann berührt mich das sehr. Ich verstehe die Situation. Ich stecke auch in einer komplizierten Scheißsituation. Ich möchte, dass du das weißt. Ich möchte. Und ich habe es auch an die Palästinenser gerichtet, die das nicht sagen.
Ibrahim
Und ich frage dich, glaubst du nicht, dass das, was du gesagt hast, auch bei ihnen etwas auslöst?
Amira
Weil es in beide Richtungen gehen sollte.
Ibrahim
Es geht in beide Richtungen. Wenn dieses Gefühl bei dir etwas auslöst, bin ich sicher, dass das, was du gesagt hast, auch bei ihnen wirkt.
Amira
Hat es. Ich bin sicher, dass es so ist.
Ibrahim
Wir müssen die Knöpfe des anderen anrühren, nicht um uns gegenseitig zu verärgern, sondern einfach um zu verstehen. Wir müssen den Punkt erreichen, an dem andere verstehen können, was ich fühle, aber ich muss auch zeigen, dass ich versuche zu verstehen, was sie fühlen, denn ich habe Freunde, die als Reservisten eingezogen wurden, und da kann man nichts machen.
Das ist, das ist die Realität. Und natürlich mache ich mir Sorgen um sie. Einige von ihnen sind ältere Menschen, die Familie und Kinder haben. In deren Augen beschütze ich mein Land, und in deren Augen wurden wir angegriffen, und ich muss sicherstellen, dass so etwas nicht wieder passiert.
Amira
Und ich muss es begreifen, vor allem die Leute aus Sderot, die Leute aus den Orten, die speziell angegriffen wurden, die Leute, die jetzt buchstäblich auf der Flucht sind.
Ibrahim
Ich glaube, es geht um alle, weil jeder aus diesem Land betroffen sein kann. Im Norden, im Süden, von dieser Supernova-Party. Sie hat jeden Winkel des Landes berührt. Das Gefühl ist also bei so vielen Menschen auf so unterschiedliche Weise vorhanden, und so viele unterschiedliche Menschen haben nicht die gleiche ideologische Perspektive. Manche kommen von rechts, manche von links, manche aus den Großstädten, manche aus den Kibbuzim, aber sie haben alle die gleiche Einstellung: Wir müssen unsere Heimat schützen. So sahen sie die Sache an. Und ich verstehe das. Aber sie müssen auch verstehen, woher wir kommen. Sie müssen unsere Komplexität verstehen.
Wir fühlen uns als arabische Gemeinschaft hier in Israel, weil wir zusammen arbeiten, zusammen leben, und wir sind an so vielen öffentlichen Plätzen, die wir teilen, und sogar in privaten Räumen und bei der Arbeit und so weiter. Es gibt das Gefühl, dass man nicht sagen kann, was man will, weil es ein Gefühl der Wut, der Rache gibt, besonders von den jüdischen Bürgern aus. Und man hat das Gefühl hat, dass man nicht einmal über die humanitären Aspekte sprechen kann. Es gibt Fälle, in denen Menschen gefeuert wurden, nicht weil sie gesagt haben, dass sie die Hamas unterstützen, sondern weil sie gesagt haben, dass es dort Kinder und Unschuldige gibt.
Amira
Menschen, weil sie einen Waffenstillstand gefordert haben.
Ibrahim
Weil sie um einen Waffenstillstand gebeten haben.
Wir haben zwei Probleme. Wir haben das Problem der Legalität, Dinge werden überwacht, so dass die Leute Angst haben, Dinge online zu stellen. Man kann jetzt sogar für Likes verhaftet werden. Aber das andere Problem ist kein rechtliches Problem. Es ist eher ein soziales Problem, weil man gefeuert werden könnte, weil die Kollegen verlangen würden, dass man gefeuert wird. Nicht, weil das, was du gesagt hast, illegal ist, sondern weil sie dich mit deinen Ansichten nicht um sich haben wollen. Und es gibt das Gefühl, dass auch die jüdische Seite in diesem Gefühl der Wut sagen kann, was sie will.
Wir haben das bei Netanjahu gesehen, als das College gestürmt wurde, als man vor der Polizei den Tod für Araber forderte. Die Polizei stand vor den Leuten, die vor dem College randalierten. Niemand wurde verhaftet, niemand wurde der Hassrede beschuldigt, aber die Araber wurden wegen Hassrede verhaftet. Und das ist die Ungleichheit. Und wir haben das Gefühl, dass wir die Erwachsenen im Raum sein müssen, im wahrsten Sinne des Wortes, dass wir die Erwachsenen in dieser Situation sind. Wir haben Gleichaltrige, die frustriert und wütend sind mit Rachegelüsten. Wir müssen alles, was sie fühlen, in uns aufnehmen, auch die sehr harten Dinge, die sie sagen könnten. Und wir müssen einfach still sein und akzeptieren, dass das passieren wird. Und wir müssen die Reiferen sein.
Und wir haben das Gefühl, dass im Moment nur eine Seite sprechen kann. Das ist es. Es gibt keine Fairness. Wir befinden uns in Zeiten des Krieges. Das Leben ist nicht fair. Der Krieg ist nicht fair. Und ich stimme Ayman Odeh in diesem speziellen Satz zu: „Ich bin froh, dass wir verantwortungsbewusst sind“, denn es wird auch mich am Ende in den Arsch beißen, denn wir sind diejenigen, die mit unseren jüdischen Mitbürgern zusammenleben. Und wenn ich von meinem Freund höre, der gerade im Gazastreifen ist, der mir von den Gefühlen erzählt hat, die er von den Soldaten um ihn herum gehört hat, von verschiedenen politischen Zugehörigkeiten und verschiedenen Gemeinschaften in Israel, in den Städten des Nordens und des Südens und in den Kibbuzim, und die davon sprachen, Araber zu töten, nicht die Hamas, nicht die Palästinenser, sondern Araber. Dieser Hass ist zu einem Ort der Rache geworden. Das ist meiner Meinung nach gefährlich geworden. Aber diese Menschen werden mit einem Posttrauma aus dem Krieg zurückkommen, aus dem Krieg, aus einer Menge schwieriger Dinge, die sie erlebt und gesehen haben, und sie werden zurückkommen, um mit uns ein normales Leben zu führen.
Und wie sollen wir das machen? Wie schaffen wir es, dass sie uns nicht misstrauisch beäugen? Wie sollen sie nicht Arabisch hören und Angst haben? Denn wenn man als normaler Bürger in einer der gemischten Städte ist und Arabisch hört oder in einer mehrheitlich jüdischen Stadt Arabisch hört, dann habe ich gesehen, wie die Leute mich ansahen, und das war kein Blick des Hasses. Es war eher ein Blick der Angst.
Aber ich weiß nicht, wann dieser Blick der Angst sich in einen Blick des Hasses verwandeln wird.
Amira
Ja.
Ibrahim
Und das ist beängstigend. Und Rache, das macht mir Angst als Bürgerin, als jemand, der in einer gemischten Stadt lebt und ständig mit Juden zusammen ist, und ich will keine Angst haben. Und die Leute verstehen nicht, dass wir auch Angst haben. Ich denke, das ist ein Problem auf der anderen Seite, dass die Leute überrascht sind, dass wir auch Angst haben. Ich erinnere mich noch an die Zusammenstöße vom 21. Mai. Ich habe meinen Freunden gesagt, ich gehe nicht zur Arbeit. Sie fragten: „Wirklich? Warum eigentlich? Es gibt Zusammenstöße. Es gibt Versuche der Lynchjustiz. Sie sagten, ja, aber nur an Arabern. Ich sagte: „Entschuldigung, es gab auch Lynchmorde an Arabern. Wovon sprecht ihr? In einer Gemeinde, in der ich wohnte, haben sie Autos angehalten und untersucht, ob die Leute Araber sind oder nicht. Aber das ist Teil des Problems: Man sieht nur, dass man selbst zur Zielscheibe wird, und versteht nicht, dass die andere Seite auch zur Zielscheibe wird, dass die andere Seite genauso leidet wie man selbst.
Und ohne die Erfahrungen der anderen zu verstehen und die Tatsache, dass wir alle Angst haben, dass wir die gleichen Gefühle und Emotionen teilen, wird uns das vielleicht näher bringen.
Amira
Wir sehen ähnlich aus. Wenn ich zum Beispiel auf der Straße gehe, werde ich immer angehalten, wenn es keine Spannung gibt. Und die Leute fragen mich auf Farsiya, bist du Perser? Und sie nehmen an, dass ich persischer Jude bin. Ich kann als Jude durchgehen. Ich habe also das Gefühl, dass ich von beiden eine Zielscheibe auf dem Rücken habe. Denn ich kann versehentlich von einem Araber getötet werden und versehentlich von einem Juden.
Ibrahim
Ja. Ich weiß nicht, was ich mit meinem Bart machen soll. Soll ich ihn rasieren oder nicht. Was würde mehr oder weniger beängstigend auf die Leute wirken? Ich habe mich noch nicht entschieden.
Amira
Ich habe eine Freundin von mir, die sieht arabisch aus, weil sie ein Kopftuch trägt. Und während eines Alarms wurde sie nicht in den Schutzraum gelassen. Ja, sie wurde nicht in einen Schutzraum gelassen. Und das ist nicht an einem traditionellen Ort. Das ist in der Mitte.
Ibrahim
Wow.
Amira
Und wir reden viel über Verständnis und Verständigung. Und ich werde jetzt etwas sagen, das uns zu dem nächsten Punkt führt, über den wir sprechen werden. Wir haben in den letzten Jahrzehnten verstanden, was wir brauchen. Das ist eine Verantwortungsübernahme durch die Israelis und die Palästinenser. Was uns fehlt, ist, dass niemand die Verantwortung für alles übernimmt. Nicht die Israelis, nicht die Palästinenser. Und was können wir dagegen tun?
Ibrahim
Was können wir dagegen tun? Wir haben einen Konflikt, und wir brauchen konkrete, greifbare Lösungen, um voranzukommen. Jeder versteht die Probleme, aber niemand bringt wirkliche Lösungen auf den Tisch und niemand setzt sie auch um. Das ist das Problem, denn die Situation in Gaza ist derzeit so, dass wir den Krieg haben aber der Krieg wird irgendwann zu Ende sein. Am Ende des Krieges, wird es unvermeidlich sein, dass das israelische Militär den Gazastreifen kontrollieren wird. Am Anfang jedenfalls, aber die Frage bleibt, was danach passiert und für wie lange? Wie lange, das weiß nur Gott. Aber die Frage ist, ob es auf unbestimmte Zeit sein wird oder nicht. Machen wir den Gazastreifen auch zum Westjordanland?
Das Experiment im Westjordanland ist gescheitert. Die Gegenwart im Westjordanland ist keine gute Realität. Es ist eine gescheiterte Realität. Und sie bringt uns weiter voneinander weg. Und letzten Endes muss jemand die Kontrolle über Gaza übernehmen. Und die Frage ist, wer?
Der einzige wirklich gute Kandidat ist die Palästinensische Autonomiebehörde. Sie ist diejenige, die für das Leben der Palästinenser verantwortlich ist. Sie war es auch, die vor der Spaltung 2007 sowohl das Westjordanland als auch Gaza kontrollierte.
Aber die Palästinensische Autonomiebehörde ist korrupt. Wenn man will, dass eine echte Organisation die Kontrolle über den Gazastreifen übernimmt, dann muss es eine Organisation sein vom Volk und für das Volk. Im Westjordanland setzt sich die PA nicht für die Belange der Menschen ein, sie kümmert sich nicht um ihre Bedürfnisse und ist nur für ihre eigene Macht da, um ihre eigene Position zu stärken und zu erhalten. Sie bekommen das ganze Geld, die Unterstützung der Welt, der internationalen und nationalen Gemeinschaft, nimmt aber keine Verantwortung wahr, weil wir unter Besatzung stehen. Es ist ein sehr bequemer Ort, und die Palästinensische Autonomiebehörde fühlt sich dort wohl. Und die Menschen erkennen die Korruption.
Wir brauchen also etwas anderes. Und um das zu erreichen, muss sich die internationale Gemeinschaft wirklich anstrengen und darf nicht erst aufwachen, wenn der Krieg in Gaza stattfindet. Und dann, wenn der Krieg vorbei ist, werden sie sich wieder schlafen legen. So funktioniert das nicht, denn die internationale Gemeinschaft ist es, die die PA unterstützt. Sie ist es, die ihr das Geld gibt, mit dem sie sich so wohl fühlt, ohne wirkliche Veränderungen anzustreben. Dieses Geld muss für echte Dinge eingesetzt werden. Wenn die Palästinensische Autonomiebehörde das nicht tut, muss die internationale Gemeinschaft auf Neuwahlen drängen. Vielleicht nicht einmal Wahlen, wie wir es besprochen haben. Das Thema Wahlen ist für die palästinensische Gemeinschaft im Moment nicht so wichtig, aber es geht um eine andere Art von jüngerer Führung, die das palästinensische Volk voranbringen würde. Das ist also die palästinensische Seite, und dann gibt es noch die israelische Seite .
Wir befinden wir uns mitten in einem Krieg. Aber am Ende des Krieges werden Fragen gestellt werden. Es werden Fragen an die derzeitige Regierung gestellt werden, ob Netanjahu nach diesem Krieg Premierminister bleiben wird oder nicht.
Amira
Ich glaube nicht, dass es überhaupt diese Frage geben sollte?
Ibrahim
Weil manche Leute genug mit Netanjahu erlebt haben, dass er jedes Mal, wenn man glaubt, er sei bald weg, irgendwie seinen Zauberstab schwingt und Wahlen gewinnt. Er ist ein politisches Superhirn, und die Menschen wissen, dass er die Massen manipulieren und die Menschen auf seine Seite ziehen kann. Er schiebt bereits die Schuld auf die Armee, auf den Mossad, auf den Schabbat, auf wen auch immer er kann, nur sich selbst schiebt er nicht die Verantwortung zu.
Ich weiß nicht, was passieren wird? Kurzfristig muss sich die israelische Öffentlichkeit jedoch die Frage stellen, was wirklich funktioniert. Wir haben es mit der Aggression versucht, und es hat nicht funktioniert, keinen Terror zu haben, wenn man auf den Feind eindrischt.
Kurzfristig muss also in der israelischen Öffentlichkeit die Fragen gestellt werden, wie es weitergehen soll. Werden wir die Rhetorik fortsetzen, die der rechte Flügel unter Bibi so lange aufrechterhalten hat? Wir müssen die starken Aggressoren sein, aber auch der Hamas erlauben, weiterzumachen und zu gedeihen. Es muss einen Wandel in der israelischen Gesellschaft geben, denn, sie hat sie das Gefühl, in Frieden zu leben. Das ist das größte Problem in Israel. Vor dem Krieg dachten alle, wir leben in Frieden. Nein, das tun wir nicht. Man kann nicht dgefühlt in Frieden zu leben, weil die anderen Menschen hinter einer Mauer festsitzen und man weit von ihnen entfernt ist. Diese Mauer wird niedergerissen werden. Und die Menschen werden kämpfen, und es werden dabei weiterhin Menschen sterben. Die israelische Öffentlichkeit muss sich also selbst überprüfen. Ist es das, was das jüdische Volk wirklich will? Ist es das, was es nach all dem Leid anstrebt, in einer Situation zu leben, in der es alle paar Monate Konflikte gibt? Nein, sie haben etwas Besseres verdient. und wir haben etwas Besseres verdient. Wir sollten uns für etwas Besseres einsetzen. Entweder wird es nach diesem Krieg zu extremem Radikalismus kommen, oder die Menschen werden sagen: Hört zu, das ist der letzte Strohhalm. Wir sind jetzt verzweifelt. Vielleicht wird dieses Gefühl der Verzweiflung die Dinge verändern.
Amira
Wir haben genug.
Ibrahim
Wir haben genug.
Was meint ihr? Was können wir kurzfristig tun? Wir haben die politische Frage angesprochen, wer was kontrolliert und wo und wohin die beiden Einheiten gehen müssen. Aber die Frage ist, wie wir sicherstellen, dass die Öffentlichkeit selbst auch an diese Botschaft glaubt. Was sind die kurzfristigen Dinge, an denen wir arbeiten können, um das zu erreichen?
Amira
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich einen kurzfristigen Plan habe, der die Dinge vorübergehend in Ordnung bringen wird.
Diese Vorstelung, einen kurzfristigen Plan zu entwickeln, hält uns aufrecht, denn alles, was wir im Moment sehen, ob in Ost-Jerusalem, auf den Golanhöhen, ob es die Situation der Hamas ist, das ist alles vorübergehend. Das ist die Denkweise, die uns von den Politikern eingetrichtert wird: Alles ist nur für den nächsten Tag. Und diesen Tag erreichen wir nie.
Ich denke also, wir sollten das Kurzfristige den Politikern überlassen, denn darin sind sie großartig. Wir brauchen etwas Langfristiges. Wir brauchen das eigentliche Fundament, eine konkrete Basis, auf der wir tatsächlich aufbauen können.
Ibrahim
Klar. Es hängt alles, was ich über die kurze Frist gesagt habe, mit den politischen Aspekten dessen zusammen, was mit dem Gazastreifen politisch passiert, wer ihn kontrolliert, wer was taktisch tut.
Aber, um das Problem zu lösen, kommt es nicht nur darauf an, wer morgen früh den Gazastreifen kontrolliert. Es geht darum, wie das palästinensische Volk auf eine Zweistaatenlösung hinarbeitet. Und wie das israelische Volk sich darauf vorbereitet. Wie werden beide Seiten erkennen, dass dies der einzige Weg ist? das geht nur langfristig.
Amira
Wie können wir mit den langfristigen Lösungen beginnen?
Ibrahim
Ich denke, das erste, was wir wirklich tun müssen, ist, an den Beziehungen innerhalb Israels zu arbeiten. Ich würde noch nicht mit Israelis und Palästinensern im Westjordanland und in Ostjerusalem arbeiten.
Amira
Da bin ich ganz anderer Meinung. Mach weiter.
Ibrahim
Kein Problem. Innerhalb dieses Landes, in dem jeder fünfte Araber ist, sind wir als Communities im besten Fall gute Nachbarn, nicht gute Freunde. Gute Nachbarn, als Gemeinschaften, nicht als Menschen. Auf der individuellen Ebene gibt es großartige Beziehungen zwischen Menschen. Aber als Gemeinschaften leben wir nicht zusammen.
Wie viele Menschen haben uns an Pessach besucht? Wie viele Juden haben im Ramadan an einem Fastenbrechen teilgenommen? Wie viele Menschen haben Sukkot gefeiert? Wie viele Menschen haben das Zuckerfest gefeiert? Nicht viele.
Ich versuche, es selbst zu tun. Ich versuche, meine Freunde einzuladen und an ihren Feiertagen teilzunehmen. Aber wie viele Menschen haben das wirklich in großem Maßstab getan? Und wir leben zusammen, um Himmels willen.
Wie können wir also erwarten, dass ein israelischer Jude und ein Palästinenser aus dem Westjordanland ein bisschen auf Augenhöhe miteinander leben, wenn wir es noch nicht einmal innerhalb Israels tun? Wir haben noch einen langen Weg vor uns, um das zu überwinden. Das Stigma des Arabers überhaupt. Man muss den Araber neben sich kennenlernen, bevor man den auf der anderen Straßenseite kennt. Zuerst müssen wir uns gegenseitig von innen kennenlernen, uns mit dem vertraut machen, was arabisch ist, mit den religiösen Aspekten. Und dann werden die Menschen keine Angst vor den anderen haben. Und wir kommen wieder auf die Frage der Sprache zurück. Das ist eine der kurzfristigen und langfristigen Initiativen, die einen echten Wandel bewirken werden: Denn wenn man sieht, der andere bemühst sich auch, meine Sprache zu sprechen, bedeutet das, dass du als Staat dich für mich für die 20 % bemühst.
Amira
Ich glaube, du siehst das aus deiner – und versteh mich nicht falsch – aus einer 48er-Perspektive. Da bin ich ganz anderer Meinung als du. Wir brauchen jeden, Israelis und Palästinenser müssen sich zurückziehen und nachdenken, was sie getan haben. Sie müssen an sich arbeiten. Wir müssen an uns als Palästinenser arbeiten, wir müssen an unserer Terminologie arbeiten. Wir müssen daran arbeiten, was wir wollen.
Sowohl die Radikalen als auch diejenigen, die Frieden wollen. Die Radikalen haben auch keinen langfristigen Plan. Nehmen wir einmal an, dass der Hamas-Plan theoretisch der Plan der Hamas ist. Wie geht es danach weiter? Was passiert als nächstes? Werden wir einfach ein Programm nach dem anderen durchführen, bis wir all unsere Palästinenser dazu inspirieren, in den USA und im Vereinigten Königreich zu studieren? Ist es das, was wir wollen?
Wir müssen an den Gemeinschaften der jeweils anderen arbeiten. Das Gleiche gilt für die Israelis, vor allem jetzt, da Radikalismus, Rassismus, Diskriminierung, Islamophobie in Israel auf dem Vormarsch sind, ich glaube, ich würde sagen, mehr als Antisemitismus im Rest der Welt. Die Islamophobie ist hier auf einem Höhepunkt. Ich denke also, dass wir Palästinenser – die palästinensisch-israelischen Bürgersehr wichtig sind als das Bindeglied. Aber wie können wir Menschen verbinden, die sich nicht verbinden lassen wollen?
Ibrahim
Das ist der Punkt: Beide Gemeinschaften müssen sich selbst überprüfen, und die palästinensische Gemeinschaft muss ihre eigenen Fragen beantworten, im Westjordanland, im Gazastreifen und in Ostjerusalem, sie müssen diese Fragen selbst beantworten.
Aber ich denke, gerade hier muss es eine gemeinsame Arbeit sein, wir und sie, die Araber 48, mit dem Rest der israelischen Bevölkerung.
Selbst wenn du ein Arbeiter aus einem Dorf im Norden bist und du nimmst deinen Truck und fährst zur Arbeit, du weißt schon, du brauchst 510 Israelis an diesem Tag. Irgendwo triffst du sie, entweder bei der Anlieferung oder auf dem Weg dorthin oder in einem Geschäft oder an einer Tankstelle.
Ich glaube, es mangelt an Vertrauen zwischen Israelis und Palästinensern. Richtig? Das ist ein Teil des Problems. Wir trauen uns gegenseitig nicht, einen Friedensprozess zu führen. Aber wie können wir Vertrauen zwischen Israelis und Palästinensern aufbauen, wenn wir kein Vertrauen innerhalb des Landes haben? Auch innerhalb Israels fehlt es an Vertrauen zwischen Arabern und Juden.
Ich weiß nicht, wie wir dieses Misstrauen gegenüber einem Palästinenser, der in den Augen eines jüdischen Israelis so fremd ist, beseitigen können, wenn wir noch nicht einmal innerhalb Israels, zwischen Arabern und Juden, dieses Misstrauen überwunden haben,
Wir mistrauen dem Staat. Und das ist etwas, das jemand aus Jerusalem und dem Westjordanland sieht: Guck dir die 48er an. Sie leben mit ihnen und trauen ihnen nicht, und sie trauen einander nicht. Was wollt ihr also von uns? Aber wenn wir Ostjerusalem und dem Westjordanland sagen können, dass es echte und greifbare Veränderungen seitens des Staates uns gegenüber gibt, können wir dieses Gefühl dem Rest der palästinensischen Bevölkerung vermitteln. Wir können sagen: „Hey, in Israel gibt es eine Veränderung.“ Eines der ersten Dinge, die auf lange Sicht getan werden müssen, ist zum Beispiel die Anerkennung der 48er als palästinensisches Volk. Wenn Sie das tun, werden wir uns dem Staat näher fühlen und wir werden das Vertrauen haben, dass sie uns so akzeptieren, wie wir sind, als Palästinenser und Israelis.
Amira
Wie siehst du das?
Selbst wenn wir unsere Identitäten zeigen als Bürger des Staates. Wenn Leute mich ansehen, wenn sie meinen Akzent hören, wenn sie wissen, dass ich aus Ost-Jerusalem komme, sehen sie mich als Palästinenserin. Sie sehen dich als Araber?
Ibrahim
Ja.
Amira
In iren ihren Augen ist das besser, als Palästinenser zu sein. Wenn ich mir die Kommentare zu den Artikeln anschaue, die ich auf Englisch geschrieben habe, dann sind die allerersten Kommentare, die auftauchen: Vergiss es. Du bist Araberin, du bist keine Palästinenserin. So etwas wie Palästinenser gibt es nicht.
Ibrahim
Deshalb denke ich, dass die Anerkennung bei den Menschen innerhalb Israels beginnen muss.
Amira
Aber die Menschen in Israel müssen ihre eigene interne Arbeit machen, und die Menschen in Palästina auch.
Ibrahim
Sicher, beide Seiten müssen in ihrer Gemeinschaft verstehen, was sie falsch gemacht haben und wie wir die Dinge auf der israelischen Seite verbessern und verändern können. Aus meiner Erfahrung und aus den Dingen, die ich in meinem Leben hier in Israel gesehen habe, sehe ich das Problem in den Definitionen: Was ist ein Palästinenser? Was ist Palästina? Was ist ein Palästinenser für einen Israeli?
Und für einen Israeli ist das Wort Palästinenser eine nationale Bewegung, eine Vision für einen Staat an der Stelle Israels. Es geht nicht um ein Volk. Es ist Palästina anstelle von Israel. Und das ist der Grund, warum ein Israeli, der das Wort Palästinenser hört, Angst hat.
Ein Teil meiner Arbeit besteht auch darin, mit Menschen zu sprechen, die nach Israel kommen, insbesondere mit Parlamentariern aus Europa und aus dem Kongress, und zu versuchen, unsere Gemeinschaft zu zeigen. Was ist ein palästinensischer Israeli? Diese Mischung aus Identität und dem Gemeinschaft. Und dann habe von den Delegationen erfahren, dass sie sehr überrascht waren, wie ich mich als Palästinenser präsentierte. Und dann wurde mir klar, dass ich vielleicht auch mit den jüdischen Gemeinden sprechen muss. Ich ging hin und sprach mit jüdischen Gemeinden, auch mit religiösen Gemeinden. Und ich erinnere mich, dass sie in jedem einzelnen dieser Gespräche zu mir kamen und sagten: Wow, ich habe noch nie gehört, dass jemand einen Palästinenser auf diese Weise erklärt hat. Warum wurde ich nicht auf diese Weise unterrichtet? Warum wurde mir nicht beigebracht, dass es eine Kultur ist, dass es ein Volk ist? Ich habe es immer als eine Terrorbewegung betrachtet, als eine Bewegung, die mein Land ersetzen will?
Es muss aus diesem Austausch der Kulturen kommen, wir als Gemeinschaft, wir müssen unsere Identität als Volk zeigen, der Regierung, dem Parlament, Lobbyarbeit betreiben, um zu zeigen, dass ein Palästinenser anders ist als das, was sie über einen Palästinenser denken.
Und wir müssen diese Rhetorik ändern. Wir müssen die palästinensische Identität beleuchten, die außerhalb dessen liegt, was Israelis kennen.
Amira
Ich verstehe das. Doch interpretier das, was ich gesagt habe nicht so, dass wir nur getrennt arbeiten solten. Ich denke, wir sollten alle gleichzeitig arbeiten, sowohl getrennt als auch zusammen. Das eine kann ohne das andere nicht funktionieren.
Ibrahim
Es muss eine Arbeit an der Basis sein.
Amira
Vor dieser radikalen Regierung von Netanjahu war es das erste Mal, dass ein arabischer Israeli der Koalition beigetreten ist.
Ibrahim
Richtig.
Amira
Wir hatten auch unseren zweiten rein muslimischen Minister. Ich habe im Ministerium für regionale Zusammenarbeit gearbeitet unter Isawi Frej. Und sein Zitat war: Israel ist mein Land und Palästinenser sind mein Volk.
Sie hatten eine arabische Partei in der Koalition, einen Minister, der im Namen der Palästinenser als Volk sprach. Und was haben wir als Antwort von einer faschistischen, rechtsextremen Regierung bekommen?
Es kann also nicht gerecht sein. Ja, wir haben die Verantwortung, das zu tun, was du gerade beschrieben hastben. Ich find es gut, die israelische Öffentlichkeit aufklären. Aber es kann nicht nur an liegen zu sagen: Seien Sie ehrlich, seien Sie nachsichtig mit uns. Gaza, Westjordanland, Ostjerusalem die 48er Vertreibung, schneiden Sie auch uns ein Stück vom Kuchen ab. Wir können nicht immer wieder sagen, oh, ich bin kein Terrorist. Wir können nicht so weitermachen.
Aber wir tun es weiterhin. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie viele Leute ich auf Taxifahrten zurückwies, weil sie mich fragen: „Woher kommen Sie? Und ich sage: Jerusalem. Und sie beschreiben mir ihre Westjerusalemer Utopie, von der sie wissen, Jeruschalajim. Und dann habe ich gesagt, oh nein, das habe ich nicht gemeint. Ich habe von Ostjerusalem gesprochen, und das ist meine Realität. Und dann sagte er: „Oh, Sie sind also Palästinenser. Ich antwortete: Ja, ich bin ein palästinensischer Israeli. Und dann wurde ich mit einer Diskussion über Identität konfrontiert, in der sie meine Identität negierten. Und ich habe so viel Zeit damit verbracht, zu erklären und zu verteidigen, dass die palästinensische Identität eine Volkszugehörigkeit ist. Und das ist anstrengend.
Ibrahim
Aber, weißt du, wo das herkommt?
Amira
Es braucht die Bereitschaft, Ibrahim, es braucht die Bereitschaft der israelischen Gesellschaft, uns als Palästinenser zu sehen und mit uns zu reden.
Ibrahim
Einverstanden. Aber wie ich schon sagte, es ist die Anerkennung und meinte die formale Anerkennung. Wenn ich sage, formelle Anerkennung eines Volkes, muss sie von der Regierung kommen. Das heißt, ja, ich, du, jeder macht seine Lobbyarbeit, um Stereotypen zu ändern. Ich meine, das ist die Realität. Wir sind die Minderheit. Wir befinden uns in einer schwierigen Situation. Die Mehrheit kann weiterhin bequem leben, ohne dass es eine Rolle spielt, ob Sie etwas an ihrer Vorstellung davon ändern, was ein Araber ist oder nicht. Es wird sein Leben nicht ändern. Es wird sein Leben nicht weniger, schlechter oder besser machen. Aber für uns wird es das Leben besser machen. Für uns wird es viel mehr Unterschied bedeuten, einen großen Unterschied.
Und das muss auf zwei Arten geschehen. Zum einen natürlich an der Basis. Und das ist der schwierigere Teil. Ich übersehe nicht, wie schwierig das ist. Aber der zweite Teil ist, dass diese Fragen, was ein Palästinenser ist, mit einer formalen Anerkennung des Staates, dass 20% der Bevölkerung Palästinenser sind, beseitigt werden müssen.
Es gibt israelische Staatsbürger: heute etwa 2 Millionen. Jede fünfte Person in diesem Land stammt von einem anderen Volk ab. vom palästinensischen Volk. Sie sind Teil dieses Volkes, aber sie sind auch Teil von Israel. Und wir werden ihre Identität auf der Ebene eines Volkes akzeptieren, nicht auf der Ebene eines nationalen Anspruchs.
Palästinenser als Volk, nicht als nationale Bewegung. Nicht, dass ich sage, ich bin Palästinenser, und das bedeutet, dass dieses Land morgen früh abgeschafft wird.
Die Anerkennung muss kommen. Ja, es ist wirklich schwierig und braucht eine neue Führung in der Regierung. Aber vielleicht wird das jetzt passieren, nach diesem Schock, den wir durch diese Entscheidung der Rechten bekommen haben, den Gazastreifen abzuriegeln und zu blockieren. Und auf alles einzuschlagen, und sicherzustellen, dass sie nie wieder ihren Kopf erheben. Das funktioniert nicht und es hat nicht funktioniert. Die israelische Öffentlichkeit muss sich selbst überprüfen, um neue Führer zu bekommen. Aber diese neuen Führer können der israelischen Öffentlichkeit diese Ideen nicht ohne einen arabischen Partner in Israel, ohne eine politische Führung, die arabisch ist, vermitteln.
Lass uns auch realistisch sein. Unsere politische Führung, vielleicht abgesehen von Mansour Abbas, hat nicht ausdrücklich gesagt, dass wir zwei Staaten wollen, und wir leben in Israel, und das ist der Staat. Es ist eine jüdische Demokratie. Wir haben Probleme mit den jüdischen Elementen, weil wir nicht jüdisch sind. Aber was wir tun werden, ist das demokratische Element zu stärken. Wir werden die zweite Säule stärken.
Die Mehrheit der politischen Parteien hat nur eine Schwarz-Weiß-Malerei betrieben. Wir akzeptieren den Staat nicht und wie er funktioniert. Es ist auch nicht ganz klar, ob wir zwei Staaten wollen.
Amira
Es ist wie eine Opferkarte.
Ibrahim
Genau. Und es tut mir leid, das hilft uns nicht. Das funktioniert nicht. Wir als palästinensische israelische Bürger, wir wählen nicht genug. Und dann sagen wir, wir haben keine Demokratie. Das stimmt. Es gibt eine Menge Dinge, in denen wir diskriminiert werden. Es gibt viele Dinge, die wir in der Realität ändern müssen.
Amira
Ich denke, wir können uns darauf einigen, dass wir uns nicht einig sind, denn wie ich schon sagte, müssen wir uns zusammensetzen und entscheiden, was wir wollen.
Ibrahim
Genau das. Ich stimme 1000% zu.
Amira
Weil wir, wie du gesagt hast, wir als palästinensisches Volk, wir haben nicht entschieden, was wir wollen.
Wir stimmen nicht ab, weil wir das nicht als israelischen Staat anerkennen. Nein. Okay, was dann? Was wird dann passieren?
Einigen wir uns darauf, dass wir uns nicht einig sind, zumindest sind wir uns einig, dass das alles passieren muss.
Ibrahim
Es geht darum, dass wir unsere eigenen Entscheidungen treffen, was wir wollen, und dass wir auch die andere Seite beeinflussen, weil wir die Minderheit oder die schwächere Seite in dieser Gleichung sind. Selbst wenn man sich die politische Struktur ansieht, warum sollte Israel als Staat Teile des Landes aufgeben wollen? Wenn man stärker ist, wenn man die Kontrolle hat, warum sollte man das tun, strategisch gesehen.
Ich sehe in dieser Hinsicht eine besondere Rolle für die arabischen Bürger Israels. Weil wir mit ihnen leben, können wir ihre Herzen und Köpfe direkter verändern. Ein Palästinenser im Westjordanland hat nicht diese Möglichkeit, Herz und Verstand zu ändern.
Amira
Auch hier habe ich das Gefühl, dass du die Israelis, die palästinensischen Bürger Israels, stark unter Druck setzt.
Ibrahim
Sicher. Ja, ja, wir üben Druck aus. Auf jeden Fall. Wir haben eine Verantwortung. Wir sind die einzigen, die die israelische Staatsbürgerschaft haben. Wenn wir uns nicht dafür einsetzen, wer dann, ja, wir haben mehr Druck als andere. Na und?
Amira
Ich denke, dass der gleiche Druck auf die israelische Seite ausgeübt werden sollte, und auf die palästinensischen Seite sollte er verstärkt werden. Aber ich habe das Gefühl, wenn man darüber spricht, vernachlässigt man den Druck, der auf ein jüdisch-israelisches System ausgeübt werden muss.
Ibrahim
Nein, das ist notwendig. Ich denke nur, dass die Israelis aus strategischer Sicht die Vorteile nicht sehen werden, weil sie die stärkere Seite sind.
Amira
Nicht nur das.
Ibrahim
Warum sollten sie?
Amira
Ja, warum sollten sie? Nein. Nicht nur das, es gibt keinen Nutzen. Es ist auch eine Art Verlust. Man kann nicht anerkennen, dass die Palästinenser Palästinenser sind, ohne die Nakba anzuerkennen, das geht nicht. Ohne die Anerkennung.
Ibrahim
Was meinen Sie? Sie müssen die Nakba anerkennen.
Amira
Nicht einfach so, vergiss es politisch.
Ibrahim
Nein, sie müssen sie anerkennen.
Amira
Ich spreche von den Menschen selbst.
Ibrahim
Auf jeden Fall.
Amira
Wie? Weil es irgendwie negiert wird. Es negiert irgendwie ihre Unabhängigkeit.
Ibrahim
Da bin ich anderer Meinung. Wir hatten einen Krieg und sie wollen ihn nicht.
Amira
Sie wollen nichts davon wissen, was passiert ist. Sie wollen nichts über die Nazis und die Nakabe-Leute wissen. Sogar Israelis ignorieren, dass das überhaupt passiert ist.
Ibrahim
Auf der Ebene der Menschen, ja. Aber wenn man es politisch anerkennt, wenn man die palästinensische Identität anerkennt, dann schließt das auch den Unterricht ein. Und ich denke, dass du einen sehr wichtigen Aspekt ansprichst, nämlich dass wir etwas über die Geschichte des jeweils anderen lernen müssen. Ja, denn, sagen wir es mal so, wir werden nicht genug über die jüdische Geschichte unterrichtet, außer über den Holocaust. Wir lernen es sehr taktisch, so wie, du weißt schon, das ist passiert und…
Amira
das ist passiert und das ist passiert und das ist passiert.
Ibrahim
Ja, genau. Es ist sehr praktisch zu lernen, zu verstehen, was passiert ist, und nicht die Gefühle und die Situation zu verstehen, in der sich diese Menschen befunden haben, und das Gleiche umgekehrt. Wir müssen beide voneinander lernen, aber sie werden nichts über Nakba lernen, ohne anzuerkennen, dass wir ein Volk sind.
Amira
Aber wenn sie hierher kommen, geht das Hand in Hand. Sie müssen die Palästinenser formell anerkennen.
Ibrahim
Wenn man das anerkennt, dann hat man auch die Legitimation, das zu lehren, weil es als eine formale Sache im Staat akzeptiert ist. Wir müssen mehr über die jüdische Geschichte lernen.
Ich habe das Buch „Night“ von Eli Wetzel über den Holocaust gelesen – sein Tagebuch. Es ist eines der stärksten Bücher, die ich je gelesen habe. Aber ich habe es nur gelesen, weil – als ich in der High School für ein Austauschjahr in die USA ging war es dort Pflicht. Warum ist es hier nicht Pflicht?
Übrigens, jüdische Kinder in Israel kennen dieses Buch. Sie lesen es auf Hebräisch. Warum bekommen wir dieses Buch nicht? Warum bekommen sie keine Bücher über unsere Erfahrungen? Es gibt so viele, so viele wichtige Dinge, die sie lernen können. Sie können etwas über Mahmoud Darweesh lernen. Mahmoud Darweesh, der palästinensische Nationaldichter, war mit einer Jüdin zusammen, für diejenigen, die es nicht wissen.
Amira
Ja, Rita.
Ibrahim
Und es ist ein Schock. Und ihr Name in seinem berühmten Gedicht war Rita. Und es ist ein Lied, eines der schönsten Lieder, die du je lesen wirst. Zwischen Rita und meinen Augen befindet sich ein Gewehr. Sogar der Nationalist, der Nationaldichter des palästinensischen Volkes verliebte sich und ging zwei Jahre lang mit einer Jüdin aus. Wie kann es sein, dass man uns das nicht beibringt? Warum werden nicht beide Seiten unterrichtet? Darüber gelehrt? Mahmoud Darwish nicht als Nationalist zu sehen, der gegen Israel war.
Amira
Ich glaube, wir können tagelang darüber reden, dass auf politischer Ebene, auf Regierungsebene, sowohl in der PA als auch in der israelischen Regierung, im Grunde jeder zurücktreten muss. Wir können endlos über das Bildungssystem reden und darüber, wie das Bildungssystem in Palästina und in Israel verändert werden und ergänzt werden muss.
Lasst uns das Leiden unserer Vorfahren hervorheben. Sehen wir uns auf die Hoffnung, die wir brauchen, um die Zukunft für uns und für die nächste Generation zu gestalten.
Aber möchte über etwas sprechen, worüber die Leute nicht genug sprechen: Religiöse Führer, Imame, wie Scheichs, Priester und Rabbiner. Ich spreche als Muslima: Der erste Ort, an dem man anfängt zu lernen, noch bevor man zur Schule geht, ist das Freitagsgebet.
Ibrahim
Wow, das ist so religiös.
Amira
Das ist das Freitagsgebet. Ich meine das ernst. Wir können über das alltägliche Leben reden.
Ibrahim
Es geht um das Freitagsgebet der Muslime. Das Mittagsgebet ist ein längeres Gebet, bei dem es auch eine Rede des Imams in der Moschee gibt, in der er einen Unterricht gibt, im Grunde eine Nachhilfe und eine religiöse Erziehung, und 45 Minuten lang hält er einen Vortrag über ein bestimmtes Thema, das er für den Tag ausgewählt hat. Das bedeutet also Khutbah Jumat.
Amira
Vielen Dank für die ausführliche Erkläurg.
Ich denke also, wir sollten dort anfangen oder gar nicht erst damit anfangen.
Wir sind im heiligen Land, warum gehen wir nicht dorthin. Und ich spreche als Liberale, wir sind im heiligen Land, warum reden wir nicht mit den religiösen Menschen? Die Leute kommen hierher. Die Leute wollen diesen Ort im Namen der Religion. Warum nutzen wir die Religion nicht, um uns zum Frieden zu führen?
Ibrahim
Meine Antwort? Wegen der Religion. Und da spricht der Hardcore-Säkulare in mir. Und das ist der Grund, warum ich nie an den religiösen Aspekt denke. Und das ist ein wichtiger Punkt.Das kommt mir nicht in den Sinn, wenn ich über strategische Lösungen nachdenke, denn ich bin nicht religiös. Aber es ist wichtig, daran zu denken, dass viele Menschen religiös sind.
Amira
Die meisten Menschen hier sind, auch wenn sie nicht religiös sind, konservativ und lassen sich von religiös bedingten Traditionen leiten.
Ibrahim
Aber ich bin mir nicht sicher, wie viele es sind. Ich persönlich weiß nicht, wie viele von der Frreitagspredigt beeinflusst sind. Ich erinnere mich, wie ich als Kind in die Moschee ging und nicht darauf hörte, was der Imam in diesen 40 Minuten sagte. Ich hatte keine Ahnung, wovon er redete. Ich wollte einfach nur beten. Und das war’s. Ich würde ihm in zehn Minuten zuhören. Aber das Problem der Religion ist meiner Meinung nach, dass die Religion die Ursache für den Krieg ist, nicht für den Frieden. Das tut mir leid. Im Laufe der Geschichte sind mehr Menschen wegen der Religion gestorben als wegen irgendetwas anderem. Und bei der Religion ging es immer um meins gegen deins, meinen Gott gegen deinen Gott, auch wenn viele dieser Religionen von demselben Gott sprechen, aber selbst dann sind sie sich nicht einig, dass es derselbe Gott ist. In gewisser Weise.
Amira
Ich diskutiere nicht mit dir, also wie können wir…
Ibrahim
wie können wir die Religion nutzen? Meine Meinung: Ich habe sie immer als ein Werkzeug des Krieges gesehen, als ein Werkzeug des Teilens. Meine Realität ist die richtige und deine ist die falsche, weil ich sie religiös begründen kann. Und besonders, wie du sagst, das heilige Land. Heilige Scheiße. Die beiden Seiten kämpfen um denselben 200-Meter-Platz. Es geht also nicht um das ganze Land. Es geht um einen bestimmten Ort, an dem beide ihre Al-Aqsa-Moschee haben wollen, auf dem selben Stück Land. Und wenn man einen Säkularen wie mich fragt, ob man sie nebeneinander bauen und die Leute in jede gehen und beten lassen kann, dann sehen sie das nicht so. Bei religiösen Menschen gibt es nur entweder meins oder deins.
Amira
Noch einmal, ich spreche nicht von etwas so Komplexem wie al Aqsa auf dem Tempelberg. Ich sage nicht, oh, lasst uns einen Priester, einen Scheich und einen Rabbiner holen und sie Kumbaya singen lassen. Das sage ich nicht.
Ich sage, dass Religion zu Krieg führt. Religion ist die Ursache für Gewalt, für die Beendigung des Krieges oder sie kann als Rechtfertigung genommen werden. Eine Rechtfertigung. Die Religion wird in absehbarer Zeit nicht verschwinden. Sie ist hier, um zu bleiben.
Ibrahim
Zum Glück mache ich nur Spaß.
Amira
Sie ist hier und wir können sie nicht entfernen. Nutzen wir sie zu unserem eigenen Vorteil. Die Imame sollen den Frieden vergessen. Am Anfang haben wir viel über Frieden gesprochen. In unserer Pilotepisode habst du sogar gesagt, dass es beim Frieden nicht um Tauben geht, die um Tel Aviv und Ramallah fliegen. Darüber reden wir nicht.
Ibrahim
Zitiert mich bitte nicht.
Amira
Beim Frieden geht es nicht darum, tatsächlich Freunde zu werden. Wir müssen am Anfang nicht unbedingt Freunde sein. Für mich wäre es schön, wenn wir Freunde wären. Ich würde gerne Kumbaya singen. Da die Religion auf beiden Seiten ist, wie alles im Namen dieses Landes, für das wir kämpfen, lass uns die religiösen Führer benutzen. Und wer qualifiziert sie dafür? Ich muss wirklich fragen, wer, wer zum Teufel? Okay: Yallah. Du bist zertifiziert. Bitte komm und halte einen Kurs, eine 45-minütige Vorlesung für Milliarden von Menschen, die dein Wort als den Koran und die Bibel und was auch immer nehmen werden. Lass uns diese Leute einsetzen, die so viel Glaubwürdigkeit haben, denn wir reden über den Aufbau der Zivilgesellschaft.
Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber besonders in Palästina werden nicht die Liberalen, die ich kenne, eine Zivilgesellschaft aufbauen. Es werden keine Liberalen sein. Es werden Leute von innen sein, die die gleiche Sprache sprechen, die die gleiche Terminologie verwenden.
Wie können wir sie meiner Meinung nach dazu bringen? Wie können wir diese Zivilgesellschaft aufbauen? Durch die Religion, durch religiöse Führer, die tatsächlich religiöse Veränderer sind, die tatsächlich religiöse Führer sind, die wollen, dass die Gesellschaft gedeiht.
Es beginnt in Moscheen, es beginnt in Kirchen. Dort fängt es an.
Ibrahim
Okay, dann schließe ich mich deinem Lager an. Sagen wir es einfach mal so. Ich habe die Religion nie als Werkzeug benutzt. Aber wenn ich darüber nachdenke, was du sagst, dann brauchen wir konkrete Beispiele, die die Verbindung von beidem oder die Verbindung von verschiedenen Dingen zeigen. Hier ist ein Beispiel, das mir in den Sinn kommt, nur so aus dem Hinterkopf heraus: der Rambam. Der Rambam ist einer der historischen Religionsgelehrten, einer der größten jüdischen Religionsgelehrten. Und ein großer Teil der heutigen jüdischen Erziehung basiert auf seinen Lehren. Und vieles von dem, was er geschrieben hat, hat er auf Arabisch geschrieben. Er sprach, er schrieb jüdische Texte, die er auf Arabisch verfasste. Diese Verbindung sollte hergestellt werden, um zu zeigen, dass das Judentum nicht allein von den Arabern abstammt, und um zu verdeutlichen, wie ähnlich sich die beiden Religionen sind. Aber dann frage ich dich nach einem anderen Element. Wohin gehen die Christen mit diesem Thema?
Es gibt so viele Ähnlichkeiten zwischen dem Islam und dem Judentum, aber es gibt auch Widersprüche. Aber es gibt meiner Meinung nach sogar mehr Gemeinsamkeiten als Widersprüche. Aber ich denke, zwischen Judentum und Christentum gibt es mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten.
Amira
Es geht mir nicht darum, die religiösen Menschen zusammenzubringen. Ich spreche davon, dass alle in ihrer Ecke nachdenken sollen. Ich spreche als Palästinenserin…
Ibrahim
Um mit deinem religiösen Führer nachzudenken?
Amira
Ja, um mit meinem religiösen Führer nachzudenken. Ich erinnere mich daran, dass meine Cousins und Cousinen, vom jüngsten bis zum ältesten, jeden Freitag entweder in die Al Aqsa oder in die nächstgelegene Moschee gehen und dem Freitagsgebet zuhören, und sie hören dieser Predigt mehr zu als in der Schule, weil sie dazu gezwungen werden.
Und in manchen Fällen, wenn die Familie sogar religiös ist, werden sie gefragt, und wir besprechen es zu Hause. Nochmals, ich spreche nicht davon, dass ein Priester, ein Scheich und ein Rabbiner zusammenkommen oder Religionen vergleichen oder so. Ich spreche als Palästinenserin in meiner eigenen Gesellschaft davon, dass ich zu unseren religiösen Führern aufschaue.
Ich erinnere mich, dass meine Cousins und Cousinen zum Freitagsgebet gingen, weil sie mehr Druck hatten, als zur Schule zu gehen und zu lernen. Das ist extrem wichtig. Und wenn wir echte gute Werte einpflanzen können, die uns eines Tages zu einem echten demokratischen Staat auf beiden Seiten führen können, dann liegt das auch an der Religion. Dort wird es beginnen, oder zumindest ähnlich oder gleich, oder um Toleranz und Akzeptanz aufzubauen und tatsächlich zu einem Punkt zu gelangen, an dem eine Seite die andere akzeptiert. Es muss mit der Religion beginnen, denn die Religion hat uns in diesen Schlamassel hineingebracht.
Ibrahim
Sicher. Versuchen wir, etwas zu erreichen. Nein, ich habe mich nie mit dem religiösen Aspekt befasst, und ich hoffe, dass alles, was wir tun können, einen Wandel herbeiführen und eine Veränderung zum Guten bewirken kann.
Aber die Frage lautet: Wer findet sie, wählt sie aus? Und das ist ein Teil des Problems, denn wir wissen, dass ein Teil des Religionsunterrichts dazu benutzt wird, Hass zu lehren. Wir wissen, dass man religiöse Rechtfertigungen benutzt, um die eine oder die andere Seite zu hassen und zu überwachen.
Amira
Warum sieht sich niemand an, was sie tun?
Ibrahim
Man muss sicherzustellen, dass wir keine so genannten Religionsgelehrten haben, die mit der Religion Hass verbreiten.
Amira
Es geht darum, Liebe, Einheit und Vergebung zu bringen.
Ibrahim
Sicher.
Amira
Du kannst über Religion sagen, was du willst. Ich habe meine eigene Verbindung zu meiner Religion. Und, ja, sie ist auch in meine Identität eingebettet.
Ibrahim
Ja, absolut. Ich stimme ich dir zu, dass wir alles versuchen müssen und alle verschiedenen Möglichkeiten ausprobieren müssen, um etwas zu verändern. Und wenn Religion zum Guten eingesetzt werden kann, dann auf jeden Fall.
Das Problem war bisher nur, dass es bestimmte religiöse Führer gibt, die einige Rechtfertigungen aus religiösen Texten verwenden, um Hass zu fördern.
Vielleicht besteht das Problem also darin, zu wissen, wer ein echter religiöser Führer ist, der Hass lehrt. Ich verstehe nicht, wie das ein religiöser Führer sein kann. Religion soll zumindest Frieden und Liebe und all diese Dinge fördern, was sie meiner Meinung nach letztendlich nicht tut.
Wir können den ganzen Tag über Religion reden, aber all diese Dinge müssen zusammenkommen, um Veränderungen zu bewirken: Anerkennung, Bildung, formale und religiöse Sprache, und Verständnis und eigenes Nachdenken auf jeder Seite darüber, was sich ändern muss.
All das braucht natürlich die richtige Führung, die bereit ist, sich zu exponieren und alles zu riskieren, um etwas Besseres zu erreichen. Vielleicht kann diese Führung von hier kommen, vielleicht wird sie von den arabischen Bürgern Israels, den palästinensischen Israelis kommen, den einzigen, die beides sind. Wenn also jemand ein Friedensabkommen schließen sollte, dann meiner Meinung nach wir.
Amira
Okay, Ibrahim, ich habe gerade auf die Uhr geschaut. Wir haben mehr als anderthalb Stunden geredet. Und deshalb müssen wir leider die beiden Abschnitte über Terminologie und Faktencheck überspringen. Wir werden uns das nächste Mal damit befassen, wenn wir über Diskriminierung und eine ganze Reihe von Begriffen und Rassismus sprechen wollen.
Ibrahim
Diskriminierung, Islamophobie, Antisemitismus, all diese heißen Themen werden wir das nächste Mal besprechen.
Amira
Aber Ibrahim, ich möchte, dass unseren Zuhörern sagst, was die eigentliche Lösung ist.
Ibrahim
Sobald ich Premierminister bin und Amira meine Stellvertreterin, wird sich etwas ändern.
Amira
Erstens: Ich werde Premierministerin und du wirst mein Stellvertreter sein. Zweitens, das wird nie passieren.
Ibrahim
Warum? Ich meine, erstens, es macht mir nichts aus. Du kannst ruhig Premierministerin werden. Ich würde gerne Ihr Stellvertreter sein.
Ich würde dich gerne in den richtigen Dingen beraten. Du hat den Charakter, also machst du das. Es macht mir nichts aus.
Aber ich mache immer diesen Witz: Wenn ich erst einmal Premierminister bin, bringe ich alles in Ordnung. Gib mir einfach die Schlüssel in die Hand und ich zeige, dass wir es können. Es ist tatsächlich möglich.
Amira
Realistisch gesehen, glaube ich nicht, dass das jemals passieren wird. Wirklich nicht. Welche jüdische, zionistische israelische Person will einen Palästinenser haben, selbst wenn er oder sie ein Bürger Israels ist.
Ibrahim
Was ist mit schwarzen Amerikanern?
Amira
Sie hatten einen schwarzen Präsidenten. Kannst du mir etwas über einen indianischen Präsidenten sagen?
Ibrahim
Also, zunächst einmal ist ein erster schwarzer Präsident der erste Schritt. Und wie lange hat es gedauert? Vielleicht nach 250 Jahren.
Amira
Das ist nichts.
Ibrahim
Nichts. 200 Jahre? Ja, ja. Aber wir haben die Medien, die Netzwerke, all diese Dinge sind viel schneller als früher. besser als was sie hatten. Und ich denke, auch wenn unser Fall völlig anders ist als der der schwarzen Amerikaner, möchte ich doch eine Sache betrachten: Barack Obama wurde nach 200 Jahren Präsident. Davor waren die Schwarzen nicht der Feind. Das ist nicht so wie die Situation, die wir hier haben. Wenn man einen Feind hat, ist er gleichberechtigt, in gewisser Weise. In den USA betrachteten die Weißen die Schwarzen als weniger als Menschen, nicht einmal als menschliche Wesen. Und von dieser Position, sie nicht einmal als Menschen anzuerkennen, bis zu der Position, dass die Leute sie wählen! Ja, Dinge können sich ändern.
Amira
Die Dinge können sich ändern, Weiße wurden nicht von Schwarzen bedroht, um Land zu bekommen, wie es unsere Situation ist.
Ibrahim
1000%. Unsere Situation ist anders.
Amira
Nochmal, es gibt geht nicht um Ureinwohner.
Ibrahim
Wir haben mit mit Schwarzen angefangen, das ist eine große Gemeinschaft. Es ist nicht so wie bei den Natives.
Es ist, als hätten wir einen drusischen Premierminister in Israel, wobei sie weniger als 2 % ausmachen, was in etwa dem entspricht, was wir unter Einheimischen hier verstehen würden. Aber jede fünfte Person in Israel ist Araber. Wir sind keine kleine Minderheit. Mit der richtigen Rhetorik, nicht in einer rein arabischen Partei, es muss eine gemischte Partei sein, kann das gehen.
Wir müssen Leute zusammenbringen, Israelis, Juden und Araber, die bereit sind, in einer Partei zusammenzuarbeiten. Eine echte Partnerschaft. Und warum nicht mit einem arabischen Führer? Wenn diese Partei die besten Interessen aller Bürger hat, können wir das tun.
Und wenn ihr mich und Amira wählt, werdet ihr sehen, dass wir die Dinge ändern können. Ich glaube an den Wandel. Ich glaube daran, dass Menschen etwas verändern können.
Amira
Okay, wie ihr seht, können wir bis in alle Ewigkeit weitermachen. Wir möchten uns also noch einmal für alles bedanken, die ihr uns entgegengebracht habt, für die Kommentare und Fragen, die wir erhalten haben, werden wir sicherlich eingehen.
Okay, bis zum nächsten Mal.
Ibrahim
Bis zum nächsten Mal